(ots) - Ohne Beispiel
Wolfgang Schäubles Worte waren verräterisch. Das zweite Hilfspaket
für Griechenland sei zu verantworten, sagte der Finanzminister nach
dem Verhandlungsmarathon der Euro-Gruppe in Brüssel. Erleichterung
oder gar Euphorie klingen anders. Für die Zurückhaltung gibt es gute
Gründe. Denn noch sind viele Fragen offen. So steht in den Sternen,
ob sich genügend private Gläubiger am geplanten Schuldenerlass
beteiligen. Auch bleibt abzuwarten, ob die Griechen im vereinbarten
Maß sparen. Denn Widerstand ist programmiert, wenn Löhne sowie Renten
gesenkt und Steuern erhöht werden.
Es ist zudem an der Zeit, noch einmal die Dimension der
griechischen Probleme zu bedenken. Der angestrebte Schuldenschnitt
hat einen Umfang von 107 Milliarden Euro oder 130 Milliarden Dollar.
Zum Vergleich: In Argentinien waren es 2001 deutlich weniger: 87
Milliarden Dollar. Und was steht, hoffentlich, am Ende dieser
beispiellosen Aktion? Ein Land, das gerade einmal in der Lage sein
soll, seine Schulden zu tragen. Das ist viel angesichts der aktuell
drohenden Staatspleite, aber wenig mit Blick auf die übrigen Probleme
der Griechen, die unter einer tiefen Rezession leiden. Neues Wachstum
zu generieren wird die nächste große Aufgabe sein. Gelingt dies
nicht, kommt wohl doch noch Plan B zum Tragen: der Austritt des
Landes aus der Währungsunion. Dass darüber in Brüssel nachgedacht
wird, ist kein Geheimnis.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207