(ots) - Schneller Rückzug
Wann kommt der Tag, an dem aus Afghanistan gute Nachrichten
eintreffen? Vielleicht nie. Die deprimierenden Bilder von erneuten
blutigen Protesten wegen einer unbedachten Koran-Verbrennung von
US-Soldaten scheinen den Skeptikern recht zu geben, die die
NATO-Mission für gescheitert halten. Mehr als zehn Jahre lang haben
deutsche und andere alliierte Soldaten mit guten Absichten versucht,
den Krisenherd zu befrieden. Doch aus den Befreiern sind Besatzer
geworden, zumindest in den Augen von immer mehr Afghanen, die
mittlerweile womöglich sogar die Mehrheit im Volk stellen. Zugleich
wittern die Taliban ihre Siegeschance, da die Alliierten bereits ihre
Kampftruppen reduzieren, während die Extremisten weiter politisch wie
militärisch erstarken.
Da können sich das Weiße Haus in Washington und die Generäle in
Kabul noch so oft entschuldigen für das verurteilungswürdige Vergehen
im Umgang mit dem Koran in dem berüchtigten Stützpunkt Bagram: Weder
das Militärbündnis noch die Vereinten Nationen werden die Herzen der
Afghanen wieder für sich erobern können. Der Zorn der Straße ist auch
Ausdruck tiefster Enttäuschung über das Versagen der westlichen
Mächte, die Afghanistan viel versprochen, aber wenig davon
eingehalten haben. Am Hindukusch lässt sich für den Westen nichts
mehr gewinnen. Deshalb sollte dort auch kein NATO-Soldat mehr sein
Leben verlieren. Nur ein schneller Rückzug macht noch Sinn.
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