(ots) - Das Verhältnis zwischen Griechenland und Deutschland
schlecht zu nennen, wäre eine maßlose Untertreibung. Im Jahr drei der
Schuldenkrise leiden die Griechen sehr an den verordneten
Sparprogrammen. Und vor allem Deutschland wird für die Misere
verantwortlich gemacht. Die jüngste Umfrage ist alarmierend: Wenn 76
Prozent der Griechen Deutschland als "feindliches Land" betrachten,
läuft etwas gewaltig schief zwischen Berlin und Athen. Es ist eine
alte Freundschaft, die da zerbricht. Und das hat weniger mit Geld als
mit verletzten Gefühlen zu tun. Die Griechen wissen, dass es ihre
Regierungen waren, die das Land über Jahrzehnte systematisch in den
Ruin getrieben haben. Aber sie fühlen sich im Stich gelassen: Merkels
Zögern bei den Hilfszusagen im Frühjahr 2010 habe die Krise erst
richtig eskalieren lassen. Und sie fühlen sich verhöhnt - von der
Kanzlerin, die vorschlug, Pleitestaaten das Stimmrecht in der EU zu
entziehen. Oder von Schäuble, der laut über eine Expertenregierung
für Griechenland nachdachte. Aber auch von den Medien, die die
"Pleite-Griechen" aufforderten, ihre Inseln zu verkaufen, bevor sie
um Hilfe riefen. In dieser enttäuschten Liebe ist inzwischen so viel
Porzellan zerschlagen worden, dass kaum noch etwas da ist. Vielleicht
ist das ein guter Zeitpunkt für eine Atempause und die Rückkehr der
Sachlichkeit.
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