(ots) - Richtige Worte
Fast könnte man meinen, Angela Merkel habe einen Gruß an Christian
Wulff in ihre Rede eingeflochten. Er war es, der ursprünglich hier
hätte sprechen sollen, er war es, der seine kurze Amtszeit
bedingungslos unter das Motto der Integration gestellt hatte. Und er
war es, dessen Offenheit gegenüber muslimischen Mitbürgern ihm manche
Deutsche bis zuletzt mit Schärfe nachtrugen.
Jetzt war es die Kanzlerin, die auf der Gedenkfeier für die Opfer
rechten Terrors fast identische Worte gebrauchte wie einst Wulff als
Bundespräsident. Deutschland lebe von Verschiedenheit, sagte Merkel,
und erinnerte damit offen an die "bunte Republik". Alle, die in
unserem Land lebten, prägten dessen Identität unabhängig von ihrem
Glauben, erklärte sie außerdem und folgte so dem Ausspruch, dass auch
der Islam inzwischen zu Deutschland gehöre.
Dies war eine liberale Botschaft des Willkommens im Wulff'schen
Sinne. Auch an einer weiteren Stelle ihrer Rede erwies Merkel dem
früheren Präsidenten ihre Reverenz: Sie verwies darauf, dass er den
Staatsakt mit vielen Gesprächen mit Hinterbliebenen würdevoll
vorbereitet habe. Er hätte die richtigen Worte gefunden, aber Merkel
gelang dies auch. Dass die Opfer und Hinterbliebenen reflexartig
selbst unter Verdacht gerieten, bedauerte die Kanzlerin glaubhaft.
Die besten Reden aber, auch das sei gesagt, hielten die
Hinterbliebenen selbst.
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