(ots) - Kandidat auf Probe
Ihren Nimbus als haushaltspolitische Ordnungsmacht hat die
Europäische Union spätestens seit dem griechischen Schuldendrama
eingebüßt. Dass sie auf anderen politischen Feldern durchaus noch für
Disziplin sorgen kann, beweist sie in Serbien und im Kosovo.
Die serbische Regierung wollte den EU-Kandidatenstatus, für den
sich die EU-Außenminister aussprechen, so sehr, dass sie sich zu
einem Abkommen mit den Kosovo-Albanern durchrang: Serbische und
kosovarische Polizisten werden die umstrittenen Grenzposten zwischen
ihren Gebieten künftig gemeinsam kontrollieren, undenkbar noch vor
wenigen Monaten, als dort Kugeln über brennende Barrikaden pfiffen.
Offiziell betrachtet Serbien das Kosovo noch als abtrünnige Provinz.
Dennoch gesteht es dem Nachbarn nun das Recht zu, auf
Regionalkonferenzen in Südosteuropa im eigenen Namen zu sprechen.
Serbien mit dem Kandidatenstatus zu belohnen ist richtig. Damit
stärkt die EU die gemäßigten Kräfte um Präsident Boris Tadic gegen
die immer noch gefährlichen radikalen Nationalisten und hält das Land
auf Reformkurs. Noch aber hat Serbien nicht geliefert. Nach wie vor
schwelt der Konflikt im Nordkosovo. Ausländische Truppen müssen den
labilen Frieden sichern. Fällt Serbien zurück in die Konfrontation,
darf die EU nicht zögern, dem Land den Kandidatenstatus wieder zu
entziehen.
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