(ots) -
Anlässlich der Eröffnung des Weltwasserforums 2012 in Marseille
warnt die Umweltschutzorganisation WWF in einer aktuellen Analyse vor
einer weiteren Zuspitzung der globalen Wasserkrise. So sei es allein
seit der Jahrtausendwende weltweit zu über 50 Konflikten mit
Gewalteinwirkung aufgrund der Nutzung von Wasser gekommen. Die
steigende Nachfrage nach Energie, Nahrung und sauberem Wasser werde
die ohnehin schon schwelende Wasserkrise noch weiter verschärfen und
vermehrt zu Konflikten führen. Der WWF fordert daher einen globalen
und verbindlichen Aktionsplan zur Bekämpfung der Wasserproblematik.
"Es mangelte dem Weltwasserforum in der Vergangenheit leider an
Verbindlichkeit. Die Politik muss jedoch endlich auf die Krise
reagieren", so Martin Geiger, Leiter Bereich Süßwasser beim WWF
Deutschland. Das Weltwasserforum müsse klare Zielvorgaben definieren,
die als Beschlussgrundlage für den UN-Umweltgipfel Rio+20 im Juni
dienen können.
Allein die Tatsache, dass neun Staaten, nämlich Brasilien,
Russland, China, Kanada, Indonesien, Indien, Kolumbien, die
Demokratische Republik Kongo und die USA, über 60 Prozent der
weltweit verfügbaren Süßwasservorkommen haben, könne bei einer
Verschärfung der Wasserkrise wie ein Brandbeschleuniger wirken. "Auch
wenn in Deutschland und Westeuropa die Situation derzeit weitgehend
entspannt ist, kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns
bereits mitten in einer globalen Wasserkrise befinden", warnt Geiger.
Die Ressource Wasser würde, so der WWF-Experte, immer knapper. Das
sei in erster Linie eine Folge von Verschwendung, Missmanagement und
ineffizienter Bewässerung. "Eine Verschärfung der weltweiten
Wasserkrise wird die öffentlichen Gesundheitskosten steigen lassen,
die wirtschaftliche Entwicklung ausbremsen, ökologische Probleme
verschärfen und zu schwerwiegenden sozialen und geopolitischen
Spannungen und Konflikten führen", fasst Geiger die Ergebnisse der
WWF-Analyse zusammen.
Die Folgen würden nach Geigers Einschätzung auch Deutschland und
die EU treffen. Es drohten Landflucht in Südeuropa, Kollaps der
Landwirtschaft in Teilen des Mittelmeers und ein Ende des Tourismus
in beliebten Urlaubsregionen, so der WWF-Experte. Der WWF sieht auch
die Deutsche Bundesregierung in der Verantwortung, immerhin
importiert die Bundesrepublik über Nahrungsmittel und Industriegüter
jedes Jahr 106 Milliarden Kubikmeter Wasser. "Wir sind
Verantwortlicher und Betroffener zugleich", so Martin Geiger. "Unsere
Versorgung mit Agrargütern ist direkt von Wasserressourcen der
Erzeugerstaaten abhängig, so sind derzeit die Supermärkte voll mit
Gemüse und Obst aus der Mittelmeerregion und dem Nahen Osten. Wir
können es uns daher allein aus ökonomischer Sicht nicht leisten, dass
sich die Wasserproblematik weiter verschärft."
Außerdem müssten die Delegierten ihre jeweiligen Regierungen dazu
auffordern, endlich die UN-Fluss-Konvention (UN Water Courses
Convention) zu unterzeichnen. Das Papier soll ein
partnerschaftliches, zwischenstaatliches Management für Wassersysteme
garantieren, die internationale Grenzen überschreiten und ist nach
WWF-Einschätzung entscheidend, um zukünftig Wasserkonflikte zwischen
Nationalstaaten vorzubeugen oder zu schlichten. Es sei für die
gesamte Europäische Staatengemeinschaft eine Blamage, dass zahlreiche
EU-Staaten wie etwa Österreich, Großbritannien oder Dänemark die
Konvention noch nicht unterzeichnet hätten. Aktuell müssten noch elf
Nationen die Konvention ratifizieren, damit diese endlich in Kraft
treten könne.
Das Weltwasserforum findet seit 1997 alle drei Jahre statt und ist
eine der größten, internationalen Konferenzen von Wissenschaftlern,
Politikern und Experten aus aller Welt. Vom 12. bis 17. März werden
mehr als 20.000 Teilnehmer in Marseille erwartet, darunter zahlreiche
Staats- und Regierungschefs.
Pressekontakt:
- Weitere Informationen unter www.wwf.de/weltwasserforum
- Komplette WWF-Analyse Water Conflicts unter www.wwf.de/presse
- Vor Ort in Marseille: Martin Geiger, Leiter Süßwasser, WWF,
martin.geiger(at)wwf.de
- Pressekontakt vor Ort: Roland Gramling, Pressestelle WWF, +49 151
18 85 49 80, roland.gramling(at)wwf.de