(ots) - Kandidaten-Mikado
Deutschland sucht den "Super-Grünen". Doch Castingshows hat die
Bundesrepublik schon genug. Im politischen Metier gilt zudem der
Grundsatz des Kandidaten-Mikados: Wer sich zu früh bewegt, hat schon
verloren. Das hätte auch Parteichefin Claudia Roth beherzigen sollen,
bevor sie so forsch ihren Hut in den Ring warf.
Hätte sie sich bei der Frage nach dem Spitzenkandidaten für die
Bundestagswahl 2013 auf die Zunge gebissen - die Kritik anderer
Frauen an Jürgen Trittin als einzigem männlichen Zugpferd wäre
ohnehin und gewiss schnell gefolgt. So aber zeugt Roths Verhalten von
großer Nervosität, persönlicher Unsicherheit und mangelndem
politischen Fingerspitzengefühl.
Zudem gilt: Die Grünen können im Angesicht ihrer Umfrageergebnisse
noch so glänzende Augen bekommen. Einen Kanzlerkandidaten brauchen
sie aber nicht. In einer Koalition werden sie allenfalls
Juniorpartner.
Die Grünen wären gut beraten, sich an das zu halten, was sie sonst
so gerne propagieren: Bei dieser Partei sind es vor allem die
Inhalte, die zählen. Beendet sie die Personaldebatte nicht bald,
dürfte sie das auch an der Wahlurne spüren. Die Saarländer geben in
zwei Wochen ihre Stimme ab, in Schleswig-Holstein ist es im Mai so
weit.
Sollten aber die Grünen bei diesen Wahlen abstürzen, würde Roth
schnell abgestraft. Und auch ein Profiteur wäre gefunden, nämlich
Jürgen Trittin.
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