(ots) - Tiefe Kluft
Das ist krass: Der chinesische Volkskongress, einst Hort
sozialistischer Uniformität, ist zum Klub von Multimillionären
geworden. Mehr als 70 Superreiche ragen aus der Masse der Delegierten
heraus. Dass sie die Interessen des Volkes vertreten, ist mehr als
zweifelhaft.
Noch größer sind freilich die Probleme hinter den Kulissen des so
geordnet wirkenden Volkskongresses. Denn längst nicht alle Chinesen
profitieren vom rasanten Aufstieg des Landes zum Exportweltmeister.
Während Wohlhabende sich Zweit- und Drittwohnungen kaufen, um ihr
Geld vor der galoppierenden Inflation zu schützen, leben Hunderte
Millionen von der Hand in den Mund. Für die arme Bevölkerung, die
fast ihr gesamtes Geld für Nahrung aufbringen muss, ist die Inflation
eine Katastrophe.
Wächst die Ungleichheit weiter, könnte schon bald eine kritische
Grenze überschritten werden. Nicht ohne Grund warnen China-Kenner vor
der Gefahr von Unruhen. Und nicht ohne Grund unterbindet die
Machtelite mit brutaler Härte jede noch so kleine freiheitliche
Regung.
Hinzu kommen wirtschaftliche Defizite. Chinas Aufstieg basiert auf
hemmungsloser Ausbeutung von Mensch und Natur sowie der massenhaften
Herstellung billiger Exportwaren. Solche Produktionen lassen sich
aber auch in anderen Schwellenländern aufbauen. Kurzum: China steht
vor riesigen Problemen. Ohne tiefe Reformen in Politik und Wirtschaft
sind sie nicht zu meistern.
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