(ots) - Greenpeace reicht heute beim Verwaltungsgericht in
Kassel Klage gegen den Landesbetrieb Hessen-Forst Kassel ein, um
Angaben über den Zustand wertvoller alter Buchenwälder in Hessen zu
erhalten. Eine Anfrage nach dem Umweltinformationsgesetz hatte die
unabhängige Umweltschutzorganisation bereits im November vergangenen
Jahres gestellt, trotz mehrfacher Nachfrage verweigerte der
Landesbetrieb jedoch die Auskunft. Der Landesbetrieb Hessen-Forst ist
nach dem hessischen Forstgesetz für die Bewirtschaftung des
Staatswaldes auf einer Fläche von 342.000 Hektar zuständig. Den
Betrieb überwacht die hessische Umwelt- und Landwirtschaftsministerin
Lucia Puttrich (CDU).
"Bei den von Greenpeace angefragten Daten und Karten handelt es
sich weder um Betriebs- oder Geschäftsgeheimnisse noch um geistiges
Eigentum", sagt Martin Hofstetter, Sprecher von Greenpeace. "Der Wald
ist nicht Privateigentum des Vorstands von Hessen-Forst, sondern der
Wald aller hessischen Bürger. Die Auskunftsverweigerung beweist
fehlendes Demokratie- und Rechtsverständnis." Die Landesforsten von
Rheinland-Pfalz haben Greenpeace bereits umfassend Auskunft gegeben,
auch Thüringen hat erste Informationen zu seinen alten Buchenwälder
geliefert. Ähnliche Anfragen stellten die Umweltschützer an insgesamt
sieben Forstbetriebe, die für ein Verbundkonzept alter Buchenwälder
in Deutschland eine große Verantwortung tragen. Sie sind den
jeweiligen Forstministern unterstellt.
Auch andere Länder verheimlichen Daten
Auch die öffentlichen Forstbetriebe von Bayern, Baden-Württemberg,
Sachsen-Anhalt und Niedersachsen verweigern die Auskünfte über ihre
Bürgerwälder. Greenpeace beobachtet seit Jahren deutschlandweit einen
zunehmenden Holzeinschlag in alten Buchenwäldern. "Wir befürchten,
dass Profitinteressen ökologisch wertvollste Waldgebiete dauerhaft
ruinieren", so Hofstetter. "Offenbar haben die Vorstände der
Landesforsten jedes Maß bei der Nutzung alter Buchenwälder verloren
und wollen das vertuschen." In den vergangenen Jahren wurden
zahlreiche Bürgerwälder privatwirtschaftlich organisiert, mit dem
Ziel, größere Gewinne für die Landeshaushaltskassen abzuwerfen.
Im bayerischen Spessart hatten Greenpeace-Aktivisten sechs Wochen
lang 23.844 alte Buchen und Eichen erfasst. Aus den Daten haben sie
17 Karten und Grafiken erstellt. Sie dokumentieren die Besonderheit
des Gebiets und decken auf, wie sehr die industrielle Forstwirtschaft
diese Wälder bedroht. "Die Länder verheimlichen gezielt Informationen
vor den Bürgern. Ohne diese kann es aber keine wirkliche
Bürgerbeteiligung bei der Suche und Ausweisung von Schutzgebieten
geben", sagt Hofstetter.