(ots) - Handlungsbedarf auf beiden Seiten
Vorweg: Die Zahlen des UN-Flüchtlingshilfswerks sind im Verhältnis
zu sehen und deshalb mit Vorsicht zu behandeln. Sie beschränken sich
auf Industrienationen und umfassen nur formal gestellte Asylanträge,
haben also über Flüchtlingsströme und illegale Einwanderer nur
begrenzte Aussagekraft. Zudem blendet die Statistik die Vor- und
Nachgeschichten der erfassten Asylgesuche aus. Die Fragen, wie lange
die Bearbeitung eines Antrags dauert oder ob eine Genehmigung
befristet ist, beantwortet sie nicht.
Gleichwohl mahnt die Erhebung zum Handeln, in den Herkunfts- und
in den Zielländern. Allein im kenianischen Lager Dadaab lebt eine
halbe Million Flüchtlinge, überwiegend aus dem vom Bürgerkrieg
zerrissenen Somalia. Ihre humanitäre Situation ist katastrophal, die
sichere Rückkehr noch lange nicht möglich, und obwohl Kenia die
Grenze geschlossen hat, versuchen Flüchtlinge weiterhin, ins Land zu
gelangen. Hier müssen die reichen Staaten zwingend neue Mittel
bereitstellen, um ein Massensterben zu vermeiden. Zugleich sollten
sie schnelle und faire Aufnahmeverfahren gewährleisten. Für die EU
führt dabei kein Weg daran vorbei, die entstehenden Lasten gerecht zu
verteilen. In Italien etwa hat sich die Zahl der Asylanträge
innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht, dabei leben dort sogar
Flüchtlinge, die bereits Asyl erhalten haben, großenteils in Elend
und Obdachlosigkeit. Das ist Europas nicht würdig.
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