PresseKat - Stagnation im Jahr 2012 / Realismus muss Richtschnur der Tarifrunde sein

Stagnation im Jahr 2012 / Realismus muss Richtschnur der Tarifrunde sein

ID: 605440

(ots) - Im Rahmen ihrer Frühjahrspressekonferenz am 28.
März 2012 präsentierten die Chemieverbände Hessen die Zahlen einer
aktuellen Mitgliederbefragung zur konjunkturellen Lage und zur
Fachkräftesicherung. Im Schnitt war die Branche mit den Erträgen 2011
zufrieden, auch wenn die Produktion im 2. Halbjahr bereits deutlich
zurückging. Die weltweite wirtschaftliche Abkühlung, die
internationale Schuldenkrise und die steigenden Energie- und
Rohstoffkosten hinterließen aber ihre Spuren. Für 2012 erwarten die
Chemieverbände eine schwarze Null.

An der Verbandsumfrage beteiligten sich 78 Unternehmen mit 71,5
Prozent der Chemiebeschäftigten in Hessen. Zudem wurden Zahlen der
amtlichen Statistik ausgewertet. Die hohe Kapazitätsauslastung im 1.
Halbjahr und gestiegene Erzeugerpreise sorgten im Jahr 2011 in der
chemisch-pharmazeutischen Industrie in Hessen für zufriedenstellende
Erträge. Erfreulich: Hierdurch wurden 600 neue Arbeitsplätze
geschaffen. Nach eigener Erhebung erreichte die Zahl der
Ausbildungsplätze mit 1.524 neuen Stellen einen Höchststand.

Ungleichgewicht zwischen Inlandsmarkt und Export

Diese positiven Zahlen dürfen aber nicht über die Abkühlung in der
zweiten Jahreshälfte hinwegtäuschen. Insbesondere das Inlandsgeschäft
hat sich im 2. Halbjahr deutlich abgeschwächt. Die Inlandsumsätze
blieben 2011 insgesamt um 2,1 Prozent unter ihrem Vorjahresniveau.
"Dass die Gesamtumsätze dennoch um 4,9 Prozent gesteigert werden
konnten, verdanken wir den im Jahresdurchschnitt um 3,5 Prozent
gestiegenen Verkaufspreisen sowie dem guten Exportgeschäft", so
Karl-Hans Caprano, Vorstandsvorsitzender der HessenChemie, in seinem
Statement.

Im Bereich der "klassischen" Chemiesparten lag die Produktion 2011
um 0,3 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Zwar gab es im ersten
Halbjahr noch ein Plus von 4,1 Prozent, im 2. Halbjahr sank sie aber




um 4,7 Prozent. Nur dank höherer Erzeugerpreise und des stabilen
Exports konnten die Umsätze um knapp 5 Prozent zulegen. Auch bei den
hessischen Pharmaunternehmen sorgte der Export mit einem Plus von 9,6
Prozent für eine positive Geschäftsentwicklung. Aufgrund der
staatlichen Markteingriffe schrumpften allerdings die Inlandsumsätze
um 4,6 Prozent. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die
überwiegend vom Inlandsmarkt abhängig sind, werden hiervon getroffen.
Die politischen Regulierungsmaßnahmen kritisierte auch der
Vorstandsvorsitzende: "Offensichtlich hat es der Politik bei ihren
Sparmaßnahmen am richtigen Augenmaß gefehlt." 2011 hatten sowohl die
gesetzlichen Krankenkassen als auch der Gesundheitsfonds erhebliche
Überschüsse erzielt. "Es ist nicht Aufgabe der Pharmaindustrie oder
der Beitragszahler, Überschüsse im Gesundheitssystem aufzubauen."

Die Risiken waren noch nie so groß

Die Erhebungen zeigen, dass besonders die Staatsschuldenkrise in
Europa, die hohen Energie- und Rohstoffkosten und die schwache
Konjunktur in vielen europäischen Ländern die Unternehmen
verunsichern. Die Unsicherheit der Öllieferungen aus dem Iran, die
zunehmende Spekulation auf steigende Ölpreise und die Befürchtungen
in Bezug auf die Folgen des deutschen Atomausstiegs machen die
Kostenentwicklung für Rohstoffe und Energie zunehmend unkalkulierbar.

Wegen des schwachen 2. Halbjahrs 2011 und der erheblichen Risiken
fällt der Ausblick von Caprano für das Jahr 2012 eher verhalten aus.
"Im vierten Quartal 2011 lag die Produktion in den klassischen
Chemiesparten um 6,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau." Die Branche
startete damit von einem niedrigen Ausgangsniveau in das Jahr 2012.
"Das bedeutet, dass von Quartal zu Quartal jeweils knapp 3,9 Prozent
Produktionswachstum erforderlich sind, um 2012 die Produktionsmenge
des Vorjahres zu erreichen. Insofern ist unsere Prognose für
Nullwachstum in diesem Jahr durchaus optimistisch." Unter diesen
Vorzeichen sieht Caprano auch die Forderung der Gewerkschaft nach 6
Prozent mehr Entgelt kritisch. "Die Beschäftigten der chemischen
Industrie haben im Jahr 2011 mit 4,1 Prozent die höchste
Tariferhöhung in Deutschland bekommen. Mit den Zahlen des 2.
Halbjahres hätte diese Marke nicht mehr gepasst. Aus Sicht der
Arbeitgeber muss in einem Jahr der Stagnation, Realismus die
Richtschnur der Tarifrunde sein."



Pressekontakt:
Arbeitgeberverband Chemie und
verwandte Industrien für das Land Hessen e.V.
Ole Richert, Pressesprecher
Abraham-Lincoln-Straße 24, 65189 Wiesbaden
Tel: 0611 / 7106-46
Mobil: 01622 / 710646
Fax: 0611 / 7106-66
E-Mail: richert(at)hessenchemie.de
Internet: www.hessenchemie.de


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Datum: 28.03.2012 - 12:20 Uhr
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