(ots) - Eine historische Begegnung. Der Pontifex Maximus
trifft mit der Resterampe des klassischen Kommunismus zusammen. Drei
C sind vom realen Kommunismus übrig geblieben: China, Chavez, Castro.
Ihre Macht ist nicht erkauft, wie im postkommunistisch, präpotenten
Russland, sondern erzwungen, wie eh und je. Brutale Repression, wie
auf Kuba leider immer noch praktiziert, ist das letzte Rezept zur
Konservierung einer Revolution. Dennoch durften gerade wir Deutschen
aus der Geschichte, nicht unähnlich von Stasi und SED heimgesucht,
lernen, dass am Ende die Freiheit sich Bahn bricht und selbst
unüberwindlich scheinende Mauern zu Fall bringt.
Womöglich hat diese Erfahrung den Papst aus Deutschland nach Kuba
geleitet. Seine Visite in Castros Diktatur ist ein Hirtenbesuch,
keine politische Mission. Damit hat der Heilige Vater klug gehandelt.
Kuba ist allen kommunistischen Umerziehungsversuchen zum Trotz ein
christliches Land geblieben. Katholizismus und Kommunismus sind eine
Koexistenz eingegangen. Fidels Reich des Retro-Sozialismus wird durch
Repressionen zusammengezimmert, aber von der Liebe der Menschen zur
Heimat und zum traditionellen Glauben am Leben erhalten.
Vergleiche zur Situation in Polen vor dem Fall des kommunistischen
Weltreichs liegen nahe: Am Ende siegten nicht der Unterdrückerstaat,
sondern die Freiheitsliebe und das Vertrauen auf Gott. Darauf setzt
auch Benedikt und erweist sich als begnadeter Diplomat. Indem er
sogar der weltweit verfemten alten Roten Garde, wie Fidel oder
Chavez, die Ehre erwies, zeigte der zu Unrecht als weltfremd
diskreditierte Papst höchstes politisches Geschick. Die alten
Anführer sind ja selbst unter manchen Katholiken nicht als
Beelzebuben verdammt, sondern genießen gewisse Anerkennung. Die
großen Messen mit Benedikt waren weithin sichtbare Massenkundgebungen
gegen die staatlich verordnete Gottlosigkeit.
Jede zum Gebet gefaltete Hand ist mächtiger als die zum Protest
erhobene Faust.
Wenn jetzt Politiker in Europa fordern, der Heilige Vater hätte
die sozialistischen Machthaber deutlicher verurteilen müssen, machen
sie sich lächerlich. Seit der von John F. Kennedy mit mehr Glück als
Verstand überstandenen Kuba-Krise wird die eigentlich unbedeutende
Insel wirtschaftlich ausgehungert, auch vom überaus reichen und so
unübertrefflich mutigen Deutschland: Als würde unsere Nato-Bindung
und Amerikaliebe davon abhängen, dass wir einen winzigen, wenn auch
zum Feindbild-Popanz propagierten Kleinstaat fortwährend
boykottieren. Unsinn: Handel, Kulturaustausch, politischer
Reiseverkehr mit Kuba sollten sich mindestens so entwickeln wie mit
China. Für die Menschenrechte mutig einzutreten, besonders in Kuba,
bleibt eine Herausforderung.
Der Papst zeigt vorbildlich, dass es möglich ist, ohne plakative
politische Parolen zu predigen. Tatsache ist ja, dass wir gegenüber
China, der größten, mächtigsten, brutalsten, aber auch reichsten
kommunistischen Diktatur, schleimen und antichambrieren, um
Bürgschaften buhlen, dafür aber nach der Einhaltung von
Menschenrechten höflichkeitshalber nur am Rande mal fragen. Mut
gegenüber Kuba ist dagegen billig zu haben: Rum und Zigarren werden
unsere Handelsbilanz nicht dramatisch beeinflussen. Es ist Zeit, dass
der Westen sein mittlerweile absurdes Handelsembargo gegen Kuba
aufgibt. Ein mutiger Vorläufer dieser Entwicklung ist der Papst.
Die Politik wäre klug, ihm zu folgen. Der Kalte Krieg ist vorbei,
selbst auf Kuba. Und unsere Politiker sollten nicht päpstlicher sein
als der Papst.
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