(ots) - Sieben Jahre hat das Oberhaupt der Katholischen
Kirche gewartet, Lateinamerika zu besuchen. Eine zu lange Zeit,
bedenkt man, dass es die Region mit den weltweit meisten Katholiken
ist. Aber Benedikt XVI. teilt nicht die Zuneigung seines Vorgängers
Johannes Paul II. für Lateinamerika. Benedikts Besuchsprogramm war
staatstragend. Ob in Mexiko oder Kuba, der Papst sprach nur mit
Präsidenten, Ex-Präsidenten oder Kirchenfürsten. In Mexiko blieben
Vertreter von Randgruppen außen vor. Auch die Missbrauchsopfer
katholischer Priester hat der Papst nicht empfangen. Das ist ein
Skandal. Schließlich legen neue Dokumente nahe, dass der Vatikan und
auch Joseph Ratzinger jahrzehntelang wussten, was in einer der
reaktionärsten Kongregationen vorging. In Kuba hat Benedikt es kaum
besser gemacht. Dem Affront auf dem Hinflug, als er den Marxismus für
gescheitert erklärte, folgte nur zahme, in Gebete verpackte Kritik am
Modell Kuba und Gespräche mit den Castros. Aber er hat auf der Insel
nicht jenen zuhören wollen, mit denen die beiden nicht reden wollen.
Die Dissidenten hätten einige ermunternde Worte gebrauchen können.
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