(ots) - Der Kompass fehlt
Die eigene Parteienverdrossenheit sehen die Bürger selbst
glasklar: Ein Viertel der Deutschen wünscht sich die Piraten in der
Bundesregierung. Und mehr als drei Viertel erklären den Erfolg der
Politnovizen mit null Bock auf die Parteien. Politik interessiert die
Menschen zwar weiter, einzig von Parteien haben sie die Nase voll.
Die Piraten inszenieren sich daher bewusst als Anti-Partei. Doch
Deutschland bleibt eine Parteiendemokratie. In Parlamentsgewässern
angelangt, müssen die Freibeuter daher jetzt schnell ihren inneren
Kompass finden. Sonst droht ihnen die Flaute.
Da ist zum einen die mangelnde fachliche Expertise: Der
Datenschutz und das bedingungslose Grundeinkommen sind die einzigen
beiden Beiboote, die sie zu Wasser gelassen haben. Bei anderen Themen
wie Afghanistan setzen sie auf Schwarmintelligenz nach dem Motto: Ich
weiß dazu nichts, aber irgendwer anderes bestimmt. Aufgrund dieses,
mitunter erfrischend ehrlichen, Achselzuckens nehmen die Seeräuber
nicht nur alte Tanker wie SPD und CDU unter Beschuss. Sie rekrutieren
auch Anhänger unter den Nichtwählern. Zum anderen birgt ihr
Mitgliederwachstum Probleme: Ein Strom von Überläufern aus den
etablierten Parteien ergießt sich über die Neulinge. Darunter ist so
mancher Glücksritter, der im alten Land nichts wurde. Schieben die
Piraten dem keinen Riegel vor, werden sie mit zu viel Ballast an Bord
sinken.
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