(ots) - Vergessen sind die Schwüre, sich im
post-revolutionären Ägypten zu mäßigen. In den ersten zehn Monaten
nach dem Sturz ihres Erzfeindes Hosni Mubarak versprachen die
Muslimbrüder, den Weg an die Macht in kleinen Schritten zu gehen, um
das Ausland nicht zu verschrecken, Investoren nicht zu vertreiben und
das eigene Land nicht zu überfordern. Doch je näher in Ägypten der
für Ende Juni gesetzte Übergang von der Militärherrschaft auf eine
zivile Führung rückt, desto mehr lässt die Muslimbruderschaft ihre
Muskeln spielen. Im Januar zog sie als stärkste Fraktion ins
ägyptische Parlament ein und formt mit den radikalen Salafisten eine
70-Prozent-Mehrheit, die vor allem bei den Frauenrechten die Uhren
zurückdrehen will. Vor zwei Wochen nun drückten die Islamisten ihre
Kandidatenliste für die 100-köpfige Verfassungsgebende Versammlung
durch. Und jetzt schicken sie mit ihrem Vizechef Khairat al-Shater
doch einen Kandidaten ins Rennen um die Präsidentschaft. Al-Shater
hat die besten Chancen, Nachfolger Mubaraks zu werden. Dann hätten
die Muslimbrüder alle Schlüsselämter unter Kontrolle.
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