(ots) - Auch 20 Jahre nach der deutschen Ratifizierung
der UN-Kinderrechtskonvention werden grundlegende Rechte von Kindern
in Deutschland nach wie vor verletzt. Dies erklärte das
internationale Kinderhilfswerk terre des hommes zum Jahrestag der
Ratifizierung der Konvention am 5. April 1992. Mit der Ratifizierung
hatte die Bundesregierung einen Vorbehalt formuliert, nach dem das
deutsche Ausländerrecht Vorrang vor den Bestimmungen der Konvention
habe. Dieser Vorbehalt wurde erst 18 Jahre später, im Mai 2010,
zurückgenommen.
»Auch ohne offiziellen Vorbehalt gegen manche Kinderrechte sind
diese in der Gesetzgebung in Deutschland bei weitem noch nicht für
alle Kinder verwirklicht«, erklärte Albert Recknagel,
Programm-Vorstand von terre des hommes. »Denn obwohl nach Artikel 7
des Grundgesetzes das Schulwesen der staatlichen Aufsicht untersteht
und eine allgemeine Schulpflicht für alle Kinder herrscht, werden
Flüchtlingskinder aufgrund der föderalen Struktur der Bundesrepublik
nach wie vor in Hessen und Schleswig-Holstein nur innerhalb der
Flüchtlingsunterkünfte und nicht an allgemeinen Schulen unterrichtet.
Wir fordern, dass alle Flüchtlingskinder in Deutschland das ihnen
zustehende Recht auf Bildung in allgemeinbildenden Schulen erhalten
und dies nicht durch die jeweiligen Schulgesetze der Bundesländer, in
denen sie untergebracht sind, unterschiedlich gehandhabt wird.«
Auch die Frühförderung von Migrantenkindern sei in Deutschland
unzureichend. »Bildung ist ein Menschenrecht für alle Kinder, von dem
aber die Kinder von Eltern mit ausländischer Herkunft deutlich
weniger profitieren«, so Albert Recknagel. Unzureichende
Sprachausbildungen in den Kindertagesstätten und ein Schulsystem mit
einer weltweit untypisch frühen Auslese trügen zur Vertiefung der
Bildungskluft unter Kindern bei. »Bildung ist der Schlüssel zur
Integration, doch das deutsche Schulsystem erschwert Integration und
benachteiligt Migrantenkinder. 44 Prozent aller Migrantenkinder
besuchen die Hauptschule, unter deutschen Jugendlichen sind es
weniger als 20 Prozent. Nur neun Prozent aller Migrantenkinder
schaffen das Abitur, jedes fünfte Kind bleibt ohne Schulabschluss.«
Positive Beispiele der Unterstützung wie durch den Arbeitskreis Asyl
in Weiden oder die Kindertagesstätte in Wiesbaden zeigten, dass es
möglich sei, Kinder ausländischer Herkunft adäquat zu fördern. In
Weiden sei der Anteil ausländischer Schulabbrecher nicht höher als
unter deutschen Kindern, kein Kind sei an eine Förderschule
überwiesen worden. Wie wichtig staatlich Frühförderung und
interkulturelle Erziehung sind, zeige die Kindertagesstätte in
Wiesbaden. Beide Einrichtungen sind Projekte, die von terre des
hommes unterstützt werden.
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