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Trierischer Volksfreund: Perfides Pamphlet - Kommentar zu Günter Grass

ID: 611526

(ots) - Günter Grass macht mit einem Gedicht Furore, ein
Kurzaufsatz über Nahostpolitik, wie der Literaturnobelpreisträger
(84) sie versteht. Grass behauptet darin viel und belegt nichts. Er
unterstellt in seinem am Mittwoch in der Süddeutschen Zeitung
abgedruckten Pamphlet, bisher habe im Westen niemand über Israel,
Iran und die Gefahr eines Krieges zwischen den beiden Staaten
wahrheitsgemäß berichtet.

Was für ein Quatsch. Andauernd schreiben Magazine, aber auch
Tageszeitungen über diese Gefahr. Sie liegt darin begründet, dass
Irans Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad vor Jahren schon die
Tilgung Israels von der Landkarte gefordert hat. Ahmadinedschads
Gewährsleute haben Feinde Israels mit Waffen ausgerüstet. Die meisten
demokratischen Regierungen der Welt fürchten nun, der Iran könnte mit
Atomwaffen aufrüsten. So legt es ein Bericht der Internationalen
Atombehörde nahe. Damit wäre die israelische Abschreckung, die auf
eigenen Atomwaffen basiert, hinfällig. Israelische Militärs und
Politiker diskutieren daher die Zerstörung iranischer Atomanlagen.

Dagegen dichtet Grass, dass Israel einen atomaren Erstschlag
plane. Er benutzt eine deutsche U-Boot-Lieferung an Israel als
Anlass. Er meint, Deutschland könnte "Zulieferer eines Verbrechens"
werden und schreibt: "Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin
brüchigen Weltfrieden." Was heißt das denn: Israel wäre schuld an
einem dritten Weltkrieg? Der alte Mann, der mit der "Blechtrommel"
einen Kriegsroman geschrieben hat, müsste besser wissen, wo Ursachen
zu finden sind: Indem man die wahren Kriegstreiber ausfindig macht.
Und die sitzen nicht in Tel Aviv, sondern in Teheran und basteln an
der Bombe.

Grass erläutert, dass er bisher geschwiegen habe, aus Angst, als
Antisemit zu gelten. Dabei würde niemand bei Verstand einen lauteren




Freund des Weltfriedens judenfeindlich nennen. Doch Grass nimmt es
nicht genau mit der Wahrheit. Er vermischt mit Hilfe seiner
Antisemitismus-Angst-These Fragen des Judentums, nach Israels
Sicherheitspolitik und, ausweichend formuliert, nach der deutschen
historischen Schuld. So klingt Grass antisemitisch.

Besonders perfide wird es, wenn er vom "nie zu tilgenden Makel"
seiner "Herkunft" schreibt - als wenn es nicht klar wäre: Nicht die
Herkunft seiner Einwohner macht Deutschland zum Ort der Schande.
Nein! Es waren die Täter und die Mitläufer, Nazis, die Menschen in
Uniform, ob der Wehrmacht, der SA, der SS oder der Waffen-SS, wie
auch Grass sie im Zweiten Weltkrieg trug, die den Massenmord an den
Juden begingen, mittrugen oder duldeten.

Günter Grass meint, er habe aufgeschrieben, "was gesagt werden
muss". Das aber ist für den Nahost-Friedensprozess unwichtig; nicht
einmal Grass' Vorschlag einer wirksamen Atomwaffenkontrolle ist
neu.Allerdings hilft das Gedicht, Grass besser zu verstehen: als
einen, der früher große Literatur produzierte und im Alter, in
verquasten Worten, nur noch mit seiner Biografie hadert. Selbst
schuld.



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Trierischer Volksfreund
Oliver Haustein-Teßmer
Telefon: 0651-7199-483
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Datum: 04.04.2012 - 18:49 Uhr
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