(ots) - "Die deutschen Exporte stehen im laufenden Jahr
2012 vor einem neuen Allzeithoch. Insbesondere bei den
mittelständischen Unternehmern ist die Stimmung durchweg positiv,
wenn auch nicht mehr euphorisch. Die Schuldenkrise mit der stetigen
Gefahr eines Ãœberschwappens auf die Realwirtschaft ist noch nicht
gebannt. Die konjunkturelle Abschwächung in einzelnen Märkten schlägt
sich bei den Auftragseingängen nieder. Insgesamt überwiegen aber die
Chancen, die Realwirtschaft steht auf gesunden Füßen. Der Ausverkauf
Europas an China findet nicht statt!" Dies erklärt Anton F. Börner,
Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel,
Dienstleistungen (BGA) heute in Berlin anlässlich der
Frühjahrspressekonferenz des Verbandes zur Entwicklung des deutschen
Außenhandels. Die Ausfuhren werden im Gesamtjahr 2012 nach
Einschätzung des BGA nominal um 6 Prozent auf 1.124 Milliarden Euro
steigen. Die Importe steigen mit plus 7 Prozent noch ein wenig
dynamischer als die Exporte und erreichen 965 Milliarden Euro.
Insbesondere Europa profitiert damit von der Exportstärke
Deutschlands. Viele europäische Unternehmen gelangen Huckepack mit
dem deutschen Exportmodell auf die Weltmärkte. Zum ersten Mal in der
Geschichte wird Deutschland damit die Marke von zwei Billionen Euro
beim Außenhandelsvolumen erreichen. Per Saldo ergibt sich ein
Außenhandelsüberschuss von 159 Milliarden Euro, nach 158 Milliarden
im Vorjahr. Die Ausfuhren nach Nord- und Mitteleuropa entwickeln sich
stabil. Hingegen haben die Sparmaßnahmen und die krisenbedingte
Investitions- und Konsumzurückhaltung Spuren bei den Ausfuhren in
einigen europäische Länder hinterlassen. Langfristig gibt es jedoch
in einer Vielzahl der vor allem südeuropäischen Staaten keine
Alternative zu einer Haushaltskonsolidierung mit den damit
einhergehenden Rückgängen beispielsweise im öffentlichen
Beschaffungswesen. Gute Wachstumschancen sieht der BGA im laufenden
Jahr insbesondere erneut in Südost- und Ostasien, in Lateinamerika
und auch wieder in Nordamerika sowie im Nahen Osten. Aber auch auf
dem afrikanischen Kontinent werden gute Wachstumschancen gesehen.
Hintergrund ist, dass die Emerging Markets kaum von der Schuldenkrise
belastet sind und weiterhin kräftig in Zukunftstechnologien
investieren. Die globalen Megatrends sind intakt. Die aufholenden
Länder befinden sich im Wettlauf mit einer explodierenden
Bevölkerungsentwicklung, welche massive Investitionen u.a. in
Technologien zur Energie- und Ressourceneffizienz, in Verkehrs-, Bau-
und Telekommunikationsinfrastruktur unabdingbar macht. Erhebliche
Chancen sieht der BGA auch im Dienstleistungsexport. Noch ist der
Anteil der Dienstleistungen mit 14% am Gesamtexport Deutschlands
gering, jedoch mit dynamischem Wachstum - seit 2000 haben sich die
Zahlen verdoppelt. Besonders relevant sind Ingenieurs- und
IT-Dienstleistungen. Aber auch Pflege- sowie
Gesundheitsdienstleistungen werden in der Zukunft in den
Schwellenländern verstärkt gefragt sein. Die größte Unsicherheit für
die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft und damit auch für
Deutschland geht nach Einschätzung des BGA kurzfristig von den
sprunghaft gestiegenen Energiekosten aus. Asiatisches Jahrhundert:
Droht uns der Abstieg aus der Champions League? Der Aufstieg Chinas
ist zweifelsohne eine Herausforderung, weniger für Deutschland aber
in erster Linie für die USA. Mit seiner Ingenieurskunst, seiner
industriellen Basis, aber auch seinen innovativen Dienstleistungen
verfügt Deutschland über genügend Assetts, um im globalen Wettbewerb
erfolgreich bestehen zu können. Unser Anteil am Welthandel wird daher
auf absehbare Zeit nicht abnehmen, sondern zunehmen. "Weder droht uns
der wirtschaftliche noch der politische Untergang. Der Aufstieg
Asiens und insbesondere Chinas ist nicht automatisch unser Abstieg,
sondern ganz im Gegenteil: Er sichert auch unseren weiteren Aufstieg
für die nächsten Jahrzehnte", so Börner. Deutschland gehöre zu den
größten Profiteuren des Asienbooms und wachse im Windschatten des
asiatischen Wachstums. Während Europa als Absatzmarkt an Bedeutung
verlöre, nehme Asien immer weiter zu. Setze sich dieser Trend mit dem
derzeitigen Tempo fort, werde sich in den nächsten 30 Jahren die
Bedeutung Europas und Asiens für die deutsche Wirtschaft immer weiter
angleichen und um das Jahr 2040 schließlich gleich bedeutend sein.
"Deutschland und Europa verfügen mit ihrem auf Vielfalt,
Rechtssicherheit sowie individueller Freiheit und Mitbestimmung
beruhenden Lebensmodell über die besten Voraussetzungen für
Kreativität und Wachstum. Gleichzeitig hat sich dieses Modell auch
als absolut notwendige Grundlage für ein stabiles und sicheres
Wirtschaftssystem herausgestellt. Darüber hinaus müssen wir Länder
wie China auch aktiv begleiten, bei seiner weiteren Integration in
die Weltwirtschaft die internationalen Wettbewerbsstandards
einzuhalten. Wir sind und bleiben aber zuversichtlich, dass wir auch
die zukünftigen Herausforderungen meistern werden", so der
BGA-Präsident abschließend.
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