(ots) - Positive Stimmung am Aktienmarkt trügerisch /
Deutsche Wirtschaftsleistung wird 2012 nur um 0,3 Prozent wachsen /
Lohnsteigerungen von rund drei Prozent prognostiziert / Keine
negativen Beschäftigungseffekte erwartet / Gefahr einer
Abwärtsspirale in Euroland
Gustav Adolf Horn, Chef des Instituts für Makroökonomie und
Konjunkturforschung (IMK), hält die positive Stimmung am Aktienmarkt
für trügerisch. "Die Indikatoren, die die Stimmung anzeigen, sind
relativ gut und verheißen uns einen Aufschwung - doch die harten
realwirtschaftlichen Daten sind überwiegend schlecht", sagte Horn im
Interview mit dem Anlegermagazin 'Börse Online' (Ausgabe 16/2012, EVT
12. April). "Auftragseingänge und Produktionszahlen signalisieren,
dass wir uns in einer ganz schwierigen Lage befinden." Für dieses
Jahr rechnet der Konjunktur-Experte lediglich mit einem Wachstum der
Wirtschaftsleistung in Deutschland von 0,3 Prozent, 2013 soll das
Plus 0,7 Prozent betragen.
Bei den Lohnabschlüssen rechnet Horn damit, dass die mageren
Zuwächse der vergangenen Jahre ein Ende haben. "Bei den
Neuabschlüssen erwarten wir schon deutlich über drei Prozent", sagte
der IMK-Chef. Insgesamt werde der Lohnzuwachs bei 2,7 Prozent liegen,
wobei in dieser Zahl noch viele Abschlüsse aus den Vorjahren
enthalten seien. Die Gefahr negativer Beschäftigungseffekte aufgrund
der höheren Abschlüsse sieht Horn nicht. "Das wäre nur der Fall, wenn
wir Probleme mit der Konkurrenzfähigkeit hätten, wenn wir über Jahre
hinweg den Produktivitätsfortschritt verfrühstückt hätten." Das
Gegenteil treffe zu, man sei jahrelang hinter dem Möglichen
zurückgeblieben, argumentierte er gegenüber 'Börse Online'. Besonders
die Exportwirtschaft sei überaus erfolgreich gewesen und habe im
Moment überhaupt keine Kostenprobleme.
Ob Euroland, das sich derzeit in einer Rezession befinde, 2013 aus
dieser wieder herauskomme, hängt nach Horns Einschätzung von der
Politik ab. "Wie wird der Konsolidierungskurs in den Krisenländern
verlaufen? Müssen sie beim Sparen immer weiter nachlegen oder gibt
man ihnen mal Zeit, sich zu erholen?" Im Moment sei fortgesetztes
Sparen das wahrscheinlichere Szenario, weshalb diese Länder in eine
Abwärtsspirale geraten seien. "Müssen nun auch noch Länder wie
Frankreich eine restriktivere Politik betreiben, ist eine Erholung im
Euro-Raum nicht absehbar."
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