(ots) - Also doch? Ist Anders Breivik, jener Mann, der am
22. Juli 2011 in Norwegen 77 Menschen tötete, tatsächlich
zurechnungsfähig? Ein neues Gutachten sagt dies. Und sorgt für
Erleichterung in Norwegen. Folgen die Richter dem Gutachten, muss
Breivik in Haft.
Die Diagnose Schizophrenie ist schnell zur Hand, wenn es gilt,
Täter wie Breivik einzuordnen. Irgendwie passt sie partiell immer,
denn das Krankenbild ist ein weites Feld.
Dagegen spricht, dass Personen, die unter paranoider Schizophrenie
leiden, in der Regel zu fahrig sind, um solche komplexen Taten
konsequent zu planen und durchzuführen. Sich in ein Handelsregister
einschreiben zu lassen, um so sechs Tonnen Kunstdünger für
Sprengstoff kaufen zu können, gezielt eine Autobombe mit 950 Kilo
Sprengstoff zu platzieren, danach als Polizist verkleidet 69
Jugendliche in einem Zeltlager auf einer Insel zu massakrieren - das
ist die Sache eines Schizophrenen nicht unbedingt. Dass jetzt
Psychiater zu diesem Urteil kamen, verwundert nicht. Auch ein
psychologisches Team, das Breivik wenige Wochen nach der
Veröffentlichung des ersten Gutachtens in der U-Haft betreute, mochte
an Schizophrenie nicht glauben.
Allerdings hat die Sache auch zynische Züge. Dieses Gutachten ist
genau das, was sich der Massenmörder selbst gewünscht hat. Denn in
seiner eigenen Wahrnehmung steht er nun nicht als Geistesgestörter
da, sondern als Held, der die Welt verbessert hat. Krank ist dies
allemal.
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Oldenburgische Volkszeitung
Andreas Kathe
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