(ots) - Totschweigen ist nicht möglich
Der Zirkus hat begonnen, und er kennt nur eine Attraktion: das
Monster Breivik. Die Show ist perfekt vorbereitet, es gibt bis ins
kleinste Detail festgelegte Spielregeln. Das Publikum blickt mit
Abscheu, aber dennoch gebannt auf die Bühne: Was wird das Monster als
Nächstes tun?
Wenn es doch nur so wäre. Wenn es sich doch nur nicht um die
Wirklichkeit handelte. Aber der Prozess in Oslo ist echt. Das Monster
ist echt, die Abscheu auch. Obwohl bekannt ist, dass es sich bei
Breiviks Taten um ein unvorstellbares Verbrechen handelte,
erschreckte gestern doch die Wucht der Bilder und Aussagen, die aus
dem Gerichtssaal in die Welt übertragen wurden. Allein Breivik
sprechen zu hören ist schwer zu ertragen. Seinem Bild und seiner
Stimme zu entgehen derzeit aber auch. Es gibt viele Kritiker der
medialen Omnipräsenz.
Tatsächlich kann es noch schlimmer werden, denn Breiviks großer
Auftritt steht erst noch bevor, er darf ausführlich zu seinen Taten
und Motiven aussagen. Es ist ein verlockender Gedanke, ihn dann
einfach totzuschweigen und nicht über den Prozess zu berichten. So zu
tun, als gäbe es das alles nicht. Aber das Problem ist: Es gibt
Breivik. Er hat grausam gemordet, seine hasserfüllten Gedanken sind
in der Welt. Norwegen hat sich entschieden, den Prozess so
transparent wie möglich zu gestalten. Damit hat der Mörder nun seine
Bühne, und dort darf er nicht einfach unbeobachtet und unkommentiert
stehen bleiben.
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