(ots) - Konstruierte Heimatverbundenheit
Da wollte sich wohl ein Politiker aus der zweiten Reihe mit einem
gut gemeinten Vorschlag profilieren. Kurz vor der Konferenz der
Verkehrsminister schlägt Hessens Ressortchef Dieter Posch vor, dass
Autofahrer bei Umzügen innerhalb Deutschlands ihr altes Nummernschild
behalten dürfen sollten. In den Gedanken des FDP-Manns spiegelt sich
immerhin ein liberales Verständnis von Politik wider: Etwas
Geldersparnis und einen klitzekleinen Bürokratieabbau würde seine
Forderung mit sich bringen. Dennoch ist diese Idee widersinnig.
Poschs wesentliche Begründung für den Vorstoß besteht darin, dass mit
den früheren Schildern Heimatverbundenheit transportiert werde. Als
ob Buchstaben und Zahlen Ausdruck gelebter Identität sind: Das mutet
doch sehr übertrieben und konstruiert an. In einem föderalen Staat
wie der Bundesrepublik dienen die Kennzeichen auch der Zuordnung zu
einem der 16 Länder. Daran hängt die Kfz-Steuer, ebenfalls die zügige
Ermittlungsarbeit der Polizei bei Unfällen, Fahrerflucht und anderen
Delikten.
Schon in der Diskussion um die Wiedereinführung
pseudo-nostalgischer alter Kennzeichen-Kürzel kleinerer Städte zeigte
sich erfreulicherweise, dass die Mehrheit der Halter nicht
sehnsüchtig zurückblickt. Und zu einem Umzug im Bundesgebiet gehört,
sich komplett umzumelden und den Neustart zu dokumentieren.
Heimatgefühle dürften für Weggezogene aufkommen, wenn eine Fahrt in
bekannte Gefilde ansteht.
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