(ots) - Mit Unverständnis und deutlicher Kritik hat der
NABU auf die Wahlkampf-Hilfe der Gothaer Versicherung in
Nordrhein-Westfalen reagiert. In einem dramatisch formulierten Brief
hatte der Vorstandsvorsitzende der Gothaer-Versicherung mit Sitz in
Köln, Werner Görg, Jägerinnen und Jäger des Bundeslandes zur "Rettung
der Jagd in Nordrhein-Westfalen" aufgefordert und um Spenden an die
Jägerstiftung natur + mensch für eine Medienkampagne gebeten. "Die
Gothaer-Versicherung versucht sich hier in Stimmungsmache, um ein
zeitgemäßes Jagdgesetz in Nordrhein-Westfalen zu verhindern",
kritisierte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Die
Gothaer-Versicherung müsse sich nun öffentlich erklären, warum sie
sich auf die Seite derer stelle, die Tier- und Naturschutz im
Jagdrecht weiter schwächen wollen.
"Die Jagd in ihrer heutigen Form wird vom Naturschutz, vom
Tierschutz und großen Teilen der Öffentlichkeit zu Recht sehr
kritisch gesehen. Sowohl bestimmte Formen der Jagdpraxis als auch
derzeit gültige jagdrechtliche Bestimmungen sind nicht mehr
zeitgemäß, weil sie ökologische und ethische Gesichtspunkte nur
ungenügend berücksichtigen", betonte Miller. Der NABU setze sich
daher bundesweit und in Nordrhein-Westfalen für eine Neuorientierung
der Jagd ein.
In einem Brief vom heutigen Mittwoch forderte
NABU-Bundesgeschäftsführer Miller den Gothaer-Vorstandsvorsitzenden
Görg zum Rücktritt und Stopp der Kampagne auf. Sollte diese
fortgeführt werden, werde der NABU seine über 500.000 Mitglieder und
Förderer zum Versicherungswechsel und Boykott der Gothaer
Versicherung aufrufen.
"Dass der Vorstand der Gothaer jetzt aktiv in den NRW-Wahlkampf
eingreift und den Landesjagdverband in seinen Bemühungen unterstützt,
eine von SPD und Grünen geplante Änderung des Landesjagdgesetzes zu
verhindern, ist aus Sicht des NABU ein Skandal", sagte Josef
Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW. Mit Hilfe von Falschaussagen
würde hier ein Versicherer versuchen, Panikmache und Wahlkampf zu
Gunsten einer Interessengruppe zu betreiben.
In einem dem NABU vorliegenden persönlichen Schreiben, auf
Briefkopf der Gothaer vom 12. April, habe der passionierte Jäger Görg
und der ehemalige CDU-Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert
als Präsident des Landesjagdverbandes (LJV)NRW die 65.000
Jagdverbandsmitglieder dazu aufgefordert, für die Jägerstiftung natur
+ mensch zu spenden. Begründet wird dies mit dem drohenden "Aus für
die Jagd". So solle angeblich die ´Niederwildjagd komplett verboten
werden´. Dabei habe sich die von Borchert als Vorsitzendem geleitete
Jägerstiftung natur + mensch des Deutschen Jagdschutzverbandes laut
Satzung dem Natur- und Artenschutz verschrieben.
"Jetzt wird deutlich, dass wir es hier mit einer
Spendensammeleinrichtung für bundesweite Medienkampagnen zur
Glorifizierung der Jagd zu tun haben", so Tumbrinck. NRW stelle nur
den Auftakt für weitere teure bundesweite Imagekampagnen dar.
Klar ist für den NABU, dass das Landesjagdgesetz in NRW
grundlegend geändert werden muss. Das bedeutet aber nicht, dass damit
die Jagd abgeschafft wird. "Eine moderne Jagd ist Wildtiermanagement,
das die Erfordernisse des Tier- und Naturschutzes berücksichtigt und
damit auch zukünftig seinen Platz in Deutschland hat", erklärt
Tumbrinck. Damit reduziere sich aber die Liste der jagdbaren Arten,
wie auch der Umfang der Jagdzeiten, um unnötige Störungen zu
vermeiden. Für die Bevölkerung bestehe so wieder die Chance,
heimische Tierarten mit viel geringeren Fluchtdistanzen als heute aus
der Nähe beobachten zu können.
Im Internet zu finden unter www.NABU.de und www.NABU-NRW.de
Pressekontakt:
Josef Tumbrinck, Vorsitzender NABU NRW, mobil: 0171 38 67 379