(ots) - Stolz fehl am Platze
Aus Pakistan ist nichts zu hören; China gibt sich betont gelassen;
NATO und USA mahnen unaufgeregt zur Zurückhaltung. Die Reaktion auf
den erfolgreichen Test der atomwaffenfähigen indischen
Interkontinentalrakete Agni V spricht Bände. Niemand käme auf die
Idee, dass die Regierung in Neu-Delhi ein Land per Nuklearbombe
angreifen würde. Man muss kein Sicherheitsexperte sein, um die Rakete
als strategische Abschreckung zuvorderst gegen China zu begreifen.
Das macht die Sache jedoch nicht besser: Jede Atombombe ist eine
grauenvolle Waffe zu viel.
Atomar aufzurüsten mag aus Indiens Sicht plausibel erscheinen:
Erzfeind Pakistan im Westen besitzt die Atombombe, das riesige China
im Nordosten ist militärisch weit überlegen. Aber der Stolz von
Ministerpräsident Manmohan Singh über die Agni V ist fehl am Platze:
Die Bevölkerung des Subkontinents hat nichts davon, sich mit den
etablierten Atommächten auf einer Stufe zu wähnen. Statt den
Verteidigungsetat um 17 Prozent hochzujagen, sollte Indien die
wirtschaftliche Zusammenarbeit mit anderen Staaten verstärken.
Darüber hinaus ist ein Beitritt Indiens zum Atomwaffensperrvertrag
zwingend erforderlich. Dass die Weltmächte die eigenen
Nukleararsenale nur zögerlich vernichten, erschwert diesen Schritt.
Die Abrüstungsinitiativen brauchen Nachdruck.
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