(ots) - Es gibt nur wenige Momente, in denen Europäer ein
ganz persönliches, intensives Gänsehaut-Gefühl für das
Nachkriegswunder Europa befällt. Die Fahrt vorbei an einem
überflüssigen, verlassenen, längst verschimmelten Grenzposten gehört
dazu. Sie ist eine historische Zäsur nach einem Jahrhundert
nationalistischer Hassausbrüche, nach Kriegen mit Millionen Toten und
nach Mauer und Stacheldraht. Die Reisefreiheit im 21. Jahrhundert ist
die, die sich Generationen erträumten. Sie ist ein Wert an sich. Die
Politik setzt diesen Wert ohne Not aufs Spiel. Mehrere Innenminister
jonglieren mit der Idee, die Schlagbäume wieder herunterzulassen. Sie
wollen den Zustrom der Einwanderer regulieren und Kriminalität
bekämpfen. Beides wird so nicht funktionieren. Im Zeitalter des
Internets fängt man Gesetzesbrecher nicht am Schlagbaum ein.
Fahndungen müssen intelligent und vernetzt ansetzen. Dafür braucht es
Fahnder, Personal für Kontrollen im Inland und die Bereitschaft zur
internationalen Zusammenarbeit in den Staaten Osteuropas. Das alles
fehlt. Und Fluchtursachen bleiben immer noch vor allem Armut und
Gewalt. Sie zu beseitigen ist nicht der Job der Grenzer.
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