(ots) - "In Europa setzt sich die Erkenntnis durch, dass
Rettungsschirme alleine das Problem nicht lösen" / Zusammenhang
zwischen Schuldenabbau und Konjunkturrückgang geringer als vermutet /
Angst vor Inflation ist übertrieben / Aktieninvestoren müssen sich
mit geringeren Renditen abfinden
Wolfgang Leoni, leitender Investmentstratege der Kölner Privatbank
Sal. Oppenheim, rechnet nicht mit einem baldigen Ende der
Euro-Schuldenkrise. Ohne gezielte Wachstumshilfen für die
südeuropäischen Megaschuldner, wie sie Westdeutschland nach dem
Zweiten Weltkrieg im Rahmen des Marshallplans erhielt, sei die Krise
im Euro-Raum nicht zu bewältigen, sagte Leoni im Interview mit dem
Anlegermagazin 'Börse Online' (Ausgabe 18/2012, EVT 26. April). "In
Europa setzt sich die Erkenntnis durch, dass Rettungsschirme alleine
das Problem nicht lösen." Die Gefahr, dass sich die so genannten
PIGS-Staaten zu Tode sparen, sieht der Börsenfachmann nicht. Da sei
viel Psychologie im Spiel. "Finanzhistorisch ist der Zusammenhang
zwischen Schuldenabbau und Konjunkturrückgang weniger groß als
vermutet", erklärte Leoni. Um das zu belegen, hat er gemeinsam mit
seinen Spezialisten ökonomische Datenreihen seit 1971 geprüft und für
14 Industrieländer nachgerechnet, wie stark Wirtschaftswachstum und
Schuldenabbau zusammenhängen.
Die bei Anlegern weit verbreitete Furcht vor einer galoppierenden
Teuerung nebst versteckter Geldentwertung hält Leoni für übertrieben.
Hohe Inflation entstehe, wenn Unternehmen am Limit produzierten und
das begrenzte Güterangebot auf eine steigende Nachfrage treffe. "Die
Fertigungskapazitäten der Firmen sind alles andere als ausgelastet -
die Kreditvergabe bleibt schwach", argumentierte der
Investmentstratege. Viel drängender sei die Gefahr, dass die Banken
mit der Bereinigung ihrer Bilanzen beschäftigt bleiben, statt Firmen
Geld bereit zu stellen.
Anlegern rät Leoni, sich von den Traumrenditen aus glanzvolleren
Börsenphasen gedanklich zu verabschieden. "Die Weltwirtschaft wird
in den kommenden Jahren weniger stark wachsen als vor der
Finanzkrise. Aktieninvestoren werden mit weniger stark steigenden
Unternehmensgewinnen und niedrigeren Renditen leben müssen",
prognostizierte Leoni gegenüber 'Börse Online'. Das bedeute aber
nicht, dass an der Börse nichts zu verdienen sei. "Selbst in
Sägezahnmärkten können Investoren mit der richtigen Titelauswahl gute
Renditen erzielen - vorausgesetzt, man bleibt flexibel und
strukturiert sein Depot von Zeit zu Zeit um."
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