(ots) - Zum Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3.
Mai stellt Reporter ohne Grenzen (ROG) die neue Liste der "Feinde der
Pressefreiheit" vor und verurteilt die zunehmende Gewalt gegen
Journalisten. Seit Jahresbeginn wurden weltweit 21 Journalisten und 6
Blogger getötet, viele von ihnen in Kriegsgebieten wie Syrien oder
Somalia. Im Schnitt kam alle fünf Tage ein Berichterstatter ums
Leben. Um in den arabischen Ländern den Aufbau einer freien Presse zu
unterstützen, plant ROG die Eröffnung eines Büros in Libyen.
Die neue Liste der "Feinde der Pressefreiheit" ist von 38 auf 41
gewachsen, obwohl einige der größten Gegner unabhängiger
Berichterstattung gestürzt wurden, etwa die Despoten in Libyen und
Jemen. Die Liste umfasst Staatschefs, paramilitärische Gruppen und
kriminelle Netzwerke, die unabhängige Berichterstattung unterdrücken
und der Bevölkerung ihr Informationsmonopol aufzwingen. Auffällig
ist, dass es in einer immer größeren Zahl von Ländern mehr als einen
"Feind der Pressefreiheit" gibt.
Sechs neue "Feinde der Pressefreiheit" hat ROG in diesem Jahr in
die Liste aufgenommen:
- den ägyptischen Militärrat, der Pressefreiheit ebenso missachtet
wie der gestürzte Präsident Hosni Mubarak,
- den pakistanischen Geheimdienst,
- die islamistische Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria,
- den Führer der zu Aserbaidschan gehörenden Autonomen Republik
Nachitschewan, Wassif Talibow,
- Kim Jong-un in Nordkorea, der die Diktatur seines Vaters Kim
Jong-il nach dessen Tod fortsetzt, sowie
- den Informationsminister von Somalia, der Medien systematisch
unterdrückt.
In sechs Ländern zählt Reporter ohne Grenzen inzwischen zwei
Feinde der Pressefreiheit:
- Russland: Staatschef Wladimir Putin und Tschetscheniens
Präsident Ramsan Kadyrow
- Iran: Präsident Mahmud Ahmadinedschad und den religiösen Führer
Ali Chamenei
- Pakistan: die Taliban und den Geheimdienst
- Aserbaidschan: Präsident Ilcham Alijew und den Führer der zu
Aserbaidschan gehörenden Autonomen Republik Nachitschewan,
Wassif Talibow
- Palästinensische Gebiete: die Palästinensische Autonomiebehörde
im Westjordanland sowie die Hamas im Gaza-Streifen
- Somalia: die islamistische Miliz al Shabaab sowie
Informationsminister Abdulkadir Hussein Mohamed.
Weitere Präsidenten, die bald in die Liste aufgenommen werden
könnten, sind Ismail Omar Guelleh in Dschibuti, Omar al Baschir im
Sudan und Yoweri Museveni in Uganda. Sehr genau beobachtet ROG die
Situation im Jemen und in Kolumbien, wo die paramilitärische Gruppe
Aguilas Negras (Schwarze Adler) auf der Liste der "Feinde der
Pressefreiheit" steht und die FARC-Rebellen verdächtigt werden, Ende
April einen freien Journalisten entführt zu haben.
ROG-BÃœRO IN LIBYEN GEPLANT
In den arabischen Ländern, wo Proteste teilweise brutal
unterdrückt wurden, war die Arbeit für Journalisten in den
vergangenen Monaten besonders gefährlich. Das gilt vor allem für
freie Reporter, Fotografen und Bürgerjournalisten - oft die einzigen
Informationsquellen in Regionen, die für internationale
Berichterstatter gesperrt sind. Die Neigung einiger Regierungen,
Oppositionsgruppen als "terroristisch" zu diffamieren, hält ROG für
ebenso bedenklich wie den anti-demokratischen Charakter mancher
Protestbewegungen.
Um die Regierungen der arabischen Länder beim Aufbau einer freien
Presse zu unterstützen, hat Reporter ohne Grenzen im Herbst ein Büro
in Tunis eingerichtet, ein weiteres ROG-Büro in Libyen ist in
Planung.
Angesichts wachsender Gefahren für Journalisten weltweit
appelliert Reporter ohne Grenzen:
- an Verlage und Redaktionen, freie Journalisten, Stringer und
einheimische Helfer besser zu schützen sowie den Quellen- und
Informantenschutz zu stärken
- an nationale Regierungen, die UN-Resolution 1738 umzusetzen, mit
der sie sich vor fünf Jahren dazu verpflichtet haben,
Journalisten gegen Gewalt zu schützen und Übergriffe
strafrechtlich zu verfolgen
- an die internationale Gemeinschaft, die Satzung des
Internationalen Strafgerichtshofs zu überarbeiten und
Journalisten, ähnlich wie humanitäre Helfer, unter besonderen
Schutz zu stellen
Details zur Liste der "Feinde der Pressefreiheit" finden Sie in
englischer Sprache unter: http://bit.ly/ICagFE
Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Ulrike Gruska
Pressearbeit
presse(at)reporter-ohne-grenzen.de
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F: +49 (0)30 202 15 10 - 29