(ots) - Die Zeit der Lippenbekenntnisse ist vorbei
Nur ein Wunder kann Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy helfen,
die Stichwahl am Sonntag zu gewinnen. Denn bei der hitzigen
TV-Redeschlacht ist es ihm nicht gelungen, seinen Widersacher
François Hollande aus dem Feld zu schlagen. Im Gegenteil: Der
Sozialist profitiert weiter von seinem Vorsprung in Umfragen und wird
aller Voraussicht nach neuer Hausherr im Élysée-Palast.
Hollandes Hypothek ist allerdings, dass ihn vor allem die
Unbeliebtheit des Präsidenten so weit gebracht hat, weniger eigene
politische Visionen. Die Franzosen haben genug von einem glamourösen
Präsidenten "Bling Bling", der sich als Freund der Reichen geriert,
ansonsten viele Versprechen nicht gehalten hat. Die unter Sarkozy auf
nahezu zehn Prozent angewachsene Arbeitslosigkeit, der angehäufte
Milliarden-Schuldenberg oder die zuletzt sehr nationalistischen Töne
des Amtsinhabers haben Hollande in die Karten gespielt. Gewinnt der
Sozialist die Wahl, zeigt sich schon bald, was seine
Lippenbekenntnisse wert sind, von den versprochenen 60000 neuen
Lehrerstellen bis zum Abbau von Atomkraftwerken. Ein neues
deutsch-französisches Gespann "Merkollande" könnte aber sogar
hilfreich sein, um die von Krisen erstarrte EU wieder in Bewegung zu
bringen. Immerhin ist es bemerkenswert, dass Deutschland nicht mehr
allein auf Fiskalpakt und strikte Sparpolitik fixiert ist, sondern
auch offen für die von Hollande favorisierten Wachstumsinitiativen.
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