(ots) - Mit dem Rücken zur Wand
So schön sie wären, Fernsehbilder von einer Julia Timoschenko auf
dem Weg in die Berliner Charité sind äußerst unwahrscheinlich. Wer
auf einen spektakulären Triumph im Kräftemessen um die inhaftierte
Oppositionelle hofft, verkennt, dass der ukrainische Präsident Viktor
Janukowitsch sich ein Nachgeben nicht leisten kann. Weniger gegenüber
dem Westen als gegenüber seinem östlichen Nachbarn Russland.
Timoschenko wurde offiziell aufgrund von Verträgen über die
Lieferung russischen Erdgases inhaftiert, die angeblich die Ukraine
benachteiligen. Moskau beharrt darauf, die Verträge seien fair und
angemessen. Es betrachtet Timoschenkos Verurteilung als Affront.
Die ukrainisch-russischen Gasbeziehungen sind heikel und
hochpolitisch, unter Janukowitsch ebenso, wie sie es zur
Regierungszeit Timoschenkos waren: Auf Gedeih und Verderb braucht die
Ukraine sibirisches Gas. Russland seinerseits ist angewiesen auf die
ukrainischen Pipelines, durch die es die Märkte Westeuropas
beliefert.
Noch. Mit deutscher Beteiligung entsteht eine Umgehungsleitung
durch die Ostsee. Eine weitere russische Pipeline, die südlich der
Ukraine gen Westen führen soll, ist in Planung. Sobald Russland die
Transitleitungen Kiews nicht mehr benötigt, kann es der früheren
Sowjetrepublik die Gaspreise und vieles mehr diktieren. Ein
Einknicken im Fall Timoschenko käme aus Sicht Janukowitschs einer
frühen Unterwerfungsgeste in diesem Konflikt gleich.
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