(ots) - Nach der Wahl in Nordrhein-Westfalen stellen sich
beim Blick auf die politische Zukunft Deutschlands mehr offene Frage
als zuvor. Klar, es war vorhersehbar, dass Hannelore Kraft einen
Norbert Röttgen besiegen würde. Es zeichnete sich sehr schnell ab,
dass sie, geschickt das Image der Landesmutter pflegend, bei den
Wählern besser ankam.
Röttgen hat dagegen einen stümperhaften Wahlkampf geführt. Er
hatte im Prinzip schon verloren, als er sich nicht ohne jedes Wenn
und Aber zu seiner Heimat bekannte. Ein paar weitere
Ungeschicklichkeiten - und schon rauschte die CDU ab auf ein nie
gekanntes Stimmentief.
Dieser Wahlausgang, bei dem man auch den Erfolg eines Christian
Lindner nicht vergessen darf, verdeutlicht erneut, dass es heute
nicht mehr auf zugkräftige Wahlprogramme ankommt. Eher auf Personen,
die Sympathieträger sind. Sie müssen verkörpern, wofür eine Partei
steht. Allein schon deshalb, weil in unserer politischen Landschaft
die Unterschiede zwischen den ideologisch einst weit
auseinanderstehenden Gruppierungen eingeebnet sind.
Wie steht es nun um Berlin? Die Bundesregierung ist aktuell sicher
nicht in Gefahr. Akzente werden sich verschieben. Die FDP wird nach
den jüngsten Wahlausgängen wieder mutiger und die CSU
unberechenbarer, weil sie um ihre Stellung in Bayern fürchten muss.
Die SPD? Sie hat ein Problem. Ihr Sympathieträger ist nicht erst
seit gestern Hannelore Kraft. Die aber will in Düsseldorf bleiben.
Gabriel, Steinmeier, Steinbrück - sie alle scheinen da nur zweite
Wahl zu sein. Einer Angela Merkel mit ihrem derzeitigen Ansehen in
der Bevölkerung können sie nicht gefährlich werden. Die Konstellation
zur Bundestagswahl: Merkel mit einer angeschlagenen Partei gegen eine
SPD mit den falschen Kandidaten. Es riecht nach Großer Koalition.
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Oldenburgische Volkszeitung
Andreas Kathe
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