(ots) - Schweigen bis ins Grab
Sie hat gesprochen und doch ihr Schweigen nicht gebrochen. Verena
Beckers persönliche Erklärung vor dem Oberlandesgericht Stuttgart
hinterlässt viele offene Fragen. Auch rund 35 Jahre nach dem Mord der
Rote-Armee-Fraktion an Generalbundesanwalt Siegfried Buback gilt
offenbar noch immer der Schweigebann, der bis heute die Aufklärung
mehrerer Anschläge verhindert hat. "Keiner spricht mit Bullen. Kein
Wort", lautete einst das Kommando an inhaftierte Mitglieder der
Terrorgruppe. Nicht alle haben sich daran gehalten, doch ein harter
Kern von RAF-Veteranen hat ein für alle Mal verinnerlicht: Wer redet,
ist ein Verräter. Und so gibt es die zynische Verabredung, bis ins
Grab zu schweigen.
Auch Verena Becker hat Hoffnungen auf Aufklärung nun bitter
enttäuscht. Selbst wenn die Vorwürfe der Tatbeteiligung falsch sein
sollten, so ist doch naheliegend, dass Becker Hinweise auf die
Hintergründe des Mordes hätte geben können. Stattdessen redete sie
aber um alle wichtigen Fragen herum, immer darauf bedacht, keine zu
tiefen Einblicke in ihre dunkle Vergangenheit zu gewähren und nur ja
niemand anderen zu belasten. Am schlimmsten aber: Verena Becker fand
erneut keine Worte des Bedauerns für die feigen Taten der RAF, die
vorgab, für eine bessere Welt zu kämpfen, und dabei so fürchterlich
endete. Letztlich entpuppte sie sich als Bande selbstgerechter
Killer, unfähig, politisch zu arbeiten und dicke Bretter zu bohren.
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