(ots) - Die Älteren unter uns (du liebe Zeit, wie das
klingt) können sich noch gut an das wüste Jahr 1977 erinnern. Das
Jahr des sogenannten Deutschen Herbstes, mit der Entführung und
Ermordung Hanns Martin Schleyers, mit der Entführung des
Lufthansa-Flugzeugs Landshut und den Selbstmorden der inhaftierten
führenden Mitglieder der ersten Generation der Rote Armee Fraktion,
Bader, Meinhof & Co. Es war eine der schwersten Krisen in der
Geschichte der Bundesrepublik. Das ganze Land war im Grunde im
Ausnahmezustand, weil der Staat sich nicht von einer Handvoll
politisch Verrückter erpressen lassen wollte.
Eine dieser Verrückten war Verena Becker, die sich jetzt in einer
wortreichen Erklärung zur Ermordung des damaligen
Generalbundesanwalts Buback im April 1977 eingelassen hat - um im
Grunde nichts zuzugeben. Die Aussage der Ex-Terroristin hangelt sich
exakt am Sachstand der Ermittlungen entlang. Nix genaueres weiß man
nicht. Das ist bitter. Es ist unwahrscheinlich, dass die Taten von
damals den Tätern jemals genau zugeschrieben werden können. Seit dem
Deutschen Herbst sind 35 Jahre ins Land gezogen. Kein Trost für den
untröstlichen Sohn Siegfried Bubacks, der so gerne Gewissheit über
den genauen Ablauf der Tat und die Namen der Täter hätte. Und das
gilt ja nicht nur für ihn, sondern für alle Angehörigen der Opfer des
RAF-Terrors. Da wird es wohl keine befriedigende Aufarbeitung mehr
geben.
Politisch ist die Geschichte der RAF dagegen sehr gut
aufgearbeitet. Wer das Gewaltmonopol des Staates in Abrede stellt,
steht außerhalb der Gesellschaft. Heute ist wieder von einer
Wertegemeinschaft in Deutschland die Rede. Vorsicht: Da kann man nur
warnen. Auch die RAF sah sich als - überlegene - Wertegemeinschaft.
Das Dritte Reich auch.
Was wir einzig wirklich brauchen, sind gesetzestreue Bürger einer
demokratischen Gesellschaft.
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Oldenburgische Volkszeitung
Andreas Kathe
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