(ots) - Nur noch 16 Prozent aller Ärzte können sich nicht
vorstellen, aus Deutschland auszuwandern - und viele beschäftigen
sich bereits damit, im Ausland zu arbeiten. Das ist das Ergebnis
einer Umfrage im Ärztenetzwerk "Hippokranet". "Es ist eine
gesundheitspolitische Geisterfahrt, dass die Politik diese
dramatische Entwicklung ignoriert", warnt Dr. Michael D. Lütgemeier
vom Ärztlichen Sachverständigenrat für eine verantwortungsvolle
Medizin in Deutschland.
"Ärzte in den Kliniken haben immer noch vorindustriell anmutende
Arbeitszeiten - und die in den Praxen werden durch Kassenbürokratie,
Bezahlung mit Punkten statt echtem Geld und ebenfalls abenteuerliche
Arbeitszeiten entnervt. Wer von ausgewanderten Kollegen hört, dass
Ärzte in anderen Ländern normale Arbeitszeiten und ein sicheres
Einkommen haben, der stellt sich logischerweise die Frage: 'Warum ich
nicht auch'", weiß Lütgemeier. Verschärft werde das Problem dadurch,
dass in den kommenden Jahren ein großer Teil der freiberuflichen
Ärzte in Rente gehen werde: "Die Versorgungskatastrophe klopft
bereits laut mit den Fäusten an die Tür", sagt Lütgemeier.
Nur 16,2 Prozent der befragten 833 Ärzte antworteten, dass sie
sich eine Auswanderung nicht vorstellen könnten. Die Antwort "Ich
gehe demnächst in Pension und beschäftige mich deshalb damit nicht
mehr" wählten 19,7 Prozent. Mehr als die Hälfte (51,8%) aber
antwortete auf die Frage "Könnte ich mir gut vorstellen" mit "ja".
Damit nicht genug: 9,3 Prozent sagten, dass sie ihre Auswanderung
schon konkret betreiben, und 3,1% Prozent antworteten bereits aus dem
Ausland: Sie sind bereits ausgewandert.
Der "Ärztliche Sachverständigenrat für eine verantwortungsvolle
Medizin in Deutschland" hat sich nach dem Vorbild des amerikanischen
"Physicians Committee for Responsible Medicine" im Ärztenetzwerk
Hippokranet.de gegründet und will kontinuierlich zu medizinischen und
gesundheitspolitischen Themen Stellung nehmen: "Wir erreichen
bundesweit zehntausende von Praxen über das Hippokranet und haben
damit mehrere Millionen direkte Kontakte mit unseren Informationen",
sagt Lütgemeier.
Das Online-Netzwerk Hippokranet.com ist älter als Facebook und die
gemeinsame Forums- und Netzwerkplattform der Fachinformationsdienste
Facharzt.de, Hausarzt.de sowie zaend.de. Insgesamt sind im
Hippokranet 50.000 Nutzer organisiert, es finden sich in unzähligen
Gruppen mehrere 100.000 Beiträge zu medizinischen, technischen und
gesundheitspolitischen Themen. Einzigartig im Internet: Die Plattform
wird von ihren eigenen Lesern finanziert. Mehr als 7.000 Abonnenten
zahlen freiwillig für die Nutzung, die sie problemlos auch kostenlos
haben könnten.
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