(ots) - Wie viel Leid passt in 90 Minuten plus Verlängerung?
Wie viel Kummer hält ein Herz aus? Darf man sich solche Fragen
überhaupt stellen, wenn es um Sport geht und nicht um Leben und Tod?
Um Fußball zwar, aber doch immer noch um Sport. Ja! Man darf nicht
nur, man muss. Wer die Bayern am Abend ihrer bittersten Niederlage
auf dem Platz hat liegen sehen und bei diesem Anblick nicht betroffen
war, der hat nicht etwa ein Herz aus Stein, er hat gar kein Herz. Wie
abgestürzte Maikäfer kauerten sie nach dem Schlusspfiff auf dem
Rasen. Diese Männer, die sonst vor Kraft strotzen und - ja, sicher -
auch gerne den Mund voll nehmen an anderen Tagen, in einer anderen
Welt. Wer in dieser Nacht des Champions-League-Finales einen Bastian
Schweinsteiger erlebt hat, der seinen Kopf so tief unterm Trikot
versteckte, dass man befürchten musste, er wolle bis zum Mittelpunkt
der Erde abtauchen, der hat nicht bloß Sport verfolgt; er ist Zeuge
eines Dramas geworden. Aus diesen Momenten können wir lernen. Wir
denken mal nicht an den Fußball als Millionenspiel, wir denken nicht
in unseren schwarz-gelben oder blau-weißen Vereinsfarben - wir
drücken einfach unser Mitgefühl aus. Und wenn die Bayern eines Tages
wieder aufgestanden sind und zu alter Form zurückfinden werden, dann
erinnern wir uns an eine denkwürdige Nacht und sehen selbstsichere
Spieler und polternde Vereinsbosse in einem anderen Licht, in einem
sanfteren.
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