(ots) - Die Einführung so genannter Eurobonds, die vor allem
vom neuen französischen Präsidenten gefordert werden und die Thema
des EU-Gipfels in Brüssel waren, lehnt mit 79 Prozent eine große
Mehrheit der Deutschen ab, dabei sind sich die Anhänger aller
Parteien weitgehend einig. Nur 14 Prozent sind für solche gemeinsamen
Anleihen der Euro-Länder (weiß nicht: 7 Prozent). Zur Bekämpfung der
Euro-Krise sollen neben dem Schuldenabbau auch Maßnahmen für mehr
Wachstum getroffen werden. Dass dafür Maßnahmen ausreichend sind, die
ohne die Aufnahme neuer Schulden auskommen, glauben lediglich 27
Prozent, 62 Prozent aber halten in diesem Zusammenhang
schuldenfinanzierte Wachstumsimpulse für notwendig (weiß nicht: 11
Prozent).
Zunehmend skeptisch wird der Verbleib Griechenlands in der
Euro-Zone gesehen. Bereits im November 2011 sprachen sich mehr
Befragte gegen (49 Prozent) als für (41 Prozent) eine Beteiligung
Griechenlands am Euro aus (weiß nicht: 10 Prozent). Jetzt ist die
Ablehnung auf 60 Prozent angewachsen, nur noch 31 Prozent sind für
einen Verbleib (weiß nicht: 9 Prozent). Nach 43 Prozent im Februar
sieht mit 50 Prozent aktuell jeder Zweite eher Nachteile im Euro, für
45 Prozent hat die Gemeinschaftswährung eher Vorteile für Deutschland
(Februar 51 Prozent).
Die Bundeskanzlerin wird für ihre Entscheidung, Norbert Röttgen
als Bundesumweltminister zu entlassen, kritisiert. 50 Prozent halten
die Entlassung für falsch, 39 Prozent für richtig (weiß nicht: 11
Prozent). In den eigenen Reihen stehen 51 Prozent in dieser Frage
hinter ihr, 41 Prozent nicht (weiß nicht: 8 Prozent). Für 39 Prozent
hat Merkel diese Personalentscheidung politisch eher geschwächt,
ebenfalls 39 Prozent glauben, dies habe keine Auswirkungen und 15
Prozent sehen sie eher gestärkt (weiß nicht: 7 Prozent). Knapp drei
Viertel (74 Prozent) aller Befragten und 63 Prozent der
CDU/CSU-Anhänger halten ihre Begründung für diesen Schritt, dass nur
mit einem personellen Neubeginn, also mit einem neuen Umweltminister
die Energiewende wirksam vorangebracht werden kann, für nicht
glaubwürdig. Lediglich 20 Prozent insgesamt und 32 Prozent der
CDU/CSU-Anhänger finden das überzeugend (weiß nicht: alle: 6 Prozent,
CDU-CSU-Anhänger: 5 Prozent). Der Vorwurf an Angela Merkel, sie habe
Norbert Röttgen nur entlassen, um Schaden von sich abzuwenden, stößt
bei 58 Prozent der Befragten auf Zustimmung, bei 31 Prozent auf
Ablehnung (weiß nicht: 11 Prozent).
In der Politbarometer-Projektion können sich beide großen Parteien
im Vergleich zur Vorwoche verbessern: Wenn am nächsten Sonntag
Bundestagswahl wäre, käme die CDU/CSU auf 36 Prozent (plus 1) und die
SPD auf 31 Prozent (plus 1), die FDP verharrt bei 4 Prozent und die
Linke bei 5 Prozent. Die Grünen legten zu auf 14 Prozent (plus 1),
während die Piratenpartei mit 7 Prozent (minus 2) deutliche Einbußen
hinnehmen müsste. Die sonstigen Parteien zusammen erhielten 3 Prozent
(minus 1). Damit hätte weiterhin weder die amtierende
Regierungskoalition noch eine rot-grüne Koalition eine ausreichende
parlamentarische Mehrheit.
Die meisten Politiker und Politikerinnen auf der Liste der Top Ten
konnten sich im Vergleich zu April verbessern. Nicht so Angela
Merkel, sie steht zwar weiterhin an der Spitze, erhält aber auf der
Skala von +5 bis -5 mit 1,6 einen etwas schlechteren
Durchschnittswert als im April (1,8). Ebenfalls mit jeweils 1,6 und
Unterschieden nur im Hundertstelbereich folgen Wolfgang Schäuble, der
stark an Ansehen gewinnen konnte, (April: 1,0) und Peer Steinbrück
(April: 1,5). Frank-Walter Steinmeier liegt mit 1,5 (April: 1,4) auf
Platz vier und Thomas de Maizière mit unveränderten 1,1 auf Platz
fünf. Danach kommen mit jeweils 0,6 Ursula von der Leyen (April:
0,5), Horst Seehofer (April: 0,5) sowie Sigmar Gabriel (April: 0,5).
Weiter im Negativbereich bleiben Guido Westerwelle mit allerdings
verbesserten minus 1,0 (April: minus 1,3) und Philipp Rösler mit
minus 1,5 (April: minus 1,6).
Bei der Linken, die 67 Prozent in wichtigen politischen Fragen für
zerstritten und nur 15 Prozent für einig halten (weiß nicht: 18
Prozent), steht demnächst die Wahl der Parteivorsitzenden an. Oskar
Lafontaine hat in dieser Woche erklärt, dass er nicht für den
Parteivorsitz kandidieren wird. Dies wird in West und Ost
unterschiedlich beurteilt: Während von den Befragten in den alten
Bundesländern 34 Prozent meinen, für die Linke sei das eher gut und
42 Prozent, das sei eher schlecht (weiß nicht: 24 Prozent), sehen
umgekehrt 48 Prozent der Befragten im Osten darin eher Vorteile für
die Partei und 34 Prozent eher Nachteile (weiß nicht: 18 Prozent).
Weitgehend übereinstimmend ist jedoch die Wahrnehmung der Linken als
eher ostdeutsche (Befragte im Westen: 62 Prozent, im Osten: 58
Prozent) denn als gesamtdeutsche Partei (Befragte im Westen: 31
Prozent, im Osten: 35 Prozent).
Die Entscheidung, das umstrittene Fußballspiel Hertha BSC gegen
Fortuna Düsseldorf nicht zu wiederholen, halten 61 Prozent für
richtig und nur 28 Prozent für falsch (weiß nicht: 11 Prozent). Und
von der in zwei Wochen beginnenden Fußball-Europameisterschaft
erwarten sich 46 Prozent, dass die deutsche Mannschaft Europameister
wird, 43 Prozent bezweifeln das, und 11 Prozent geben keinen Tipp ab.
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der
Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews
wurden in der Zeit vom 22. bis 24. Mai 2012 bei 1312 zufällig
ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist
repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der
Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent rund +/-
drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent rund +/-
zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 38
Prozent, SPD: 34 Prozent, FDP: 2 Prozent, Linke: 4 Prozent, Grüne: 14
Prozent, Piraten: 6 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das
ZDF am Freitag, 15. Juni 2012.
Fotos sind erhältlich über die ZDF-Pressestelle, Telefon 06131 -
70-16100, und über http://bilderdienst.zdf.de/presse/politbarometer
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