(ots) - Jetzt folgt der schwierige Alltag
Selbst Bundespräsident Joachim Gauck ist an Pfingsten zum
Gründungstag der evangelisch-lutherischen Nordkirche gekommen.
Tausende protestantische Christen feierten in Ratzeburg ein
fröhliches Glaubensfest. Damit es zu dieser Aufbruchsstimmung kommen
konnte, gingen jahrelange Verhandlungen und etliche Diskussionen der
Fusion voraus. Viele Kompromisse mussten geschlossen werden. So wird
Schwerin Bischofssitz, während das Kirchenamt in Kiel bleibt.
Bei manchem Schmerz, Altgewohntes zurückzulassen, ist der
Zusammenschluss aber nicht nur nördlich der Elbe sinnvoll. Denn es
herrscht eine Zeit des Geburtenrückgangs, der Überalterung und
Landflucht, während zugleich die Zahlen von Kirchenmitgliedern und
Steuereinnahmen sinken. In Pommern wäre die Kirche nicht lebensfähig
gewesen, sie konnte ihren Haushalt auf Dauer nicht mehr alleine
stemmen.
Wie weit nun die Aufbruchsstimmung in der Nordkirche im Alltag
trägt, werden die nächsten Jahre zeigen. Auch die neue
Kirchenstruktur wird die Erosion des Glaubenslebens kaum aufhalten
können. Erschwerend hinzu kommen in der neuen Nordkirche die
unterschiedlichen Mentalitäten in Ost und West, in der Millionenstadt
Hamburg und abgelegenen Dörfern sowie die großen Entfernungen von der
dänischen bis zur polnischen Grenze. Zu Recht hat daher der frühere
Pastor Gauck vor zu hohen Erwartungen an die neu gegründete
Landeskirche gewarnt.
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