(ots) - Zuerst die gute Nachricht. Charles Taylor, einer der
schlimmsten Schlächter Afrikas, wird wohl für den Rest seines Lebens
hinter Gittern sitzen. Ein internationales Tribunal verurteilte den
liberianischen Ex-Präsidenten zu 50 Jahren Haft - das erste Mal seit
dem Zweiten Weltkrieg, dass ein einstiger Staatschef für während
seiner Amtszeit begangene Verbrechen zur Verantwortung gezogen wird.
Das Urteil bedeutet einen weiteren Meilenstein im Vormarsch der
Menschenrechtsanwälte gegen die Straflosigkeit skrupelloser
Machthaber: Zittert, ihr Assads, Baschirs und Mugabes. Die schlechte
Nachricht ist, dass ein Meilenstein noch keine Ziellinie bedeutet: Er
kann auch wieder überwuchert werden. Selbst Charles Taylor wurde
höchstens für einen Bruchteil seiner tatsächlich begangenen
Verbrechen eingebuchtet: Hätte sich der Kriegsfürst nicht nur für
Beihilfe der in seinem Nachbarland Sierra Leone begangenen Verbrechen
sondern für Anordnung und Planung mannigfacher Gräueltaten in seiner
eigenen Heimat verantworten müssen, bräuchte er wohl sieben Leben, um
das Strafmaß absitzen zu können. In Liberia will man jedoch von
Strafverfolgung zumindest noch nichts wissen. Um des lieben Friedens
willen soll lieber der Mantel des Schweigens und Vergessens über die
abgeschlagenen Gliedmaßen und Skelette geworfen werden, sagen die
neuen Machthaber. Doch ein Frieden, der auf nicht vergoltenem Unrecht
starten muss, wird kurze Beine haben: In Sierra Leone wird derzeit
ein neuer Staat errichtet, während in Liberia Misstrauen, Heuchelei
und Angst regieren.
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