Mastitiserkrankungen gehören nach wie vor zu den größten Gesundheitsproblemen in der deutschen Milchviehwirtschaft. Die Hauptursache für die hohen Infektionsraten sehen Experten wie Veterinärmediziner Dr. Hans-Joachim Fritze unter anderem in einem fehlerhaften Melkmanagement, das mit einer mangelnden Hygiene einhergeht. Im folgenden Interview erklärt der erfahrene Rinderpraktiker, wie Mastitisinfektionen effektiv vorbeugt wird und wie Tierärzte und Landwirte sie erfolgreich bekämpfen können.
(firmenpresse) - Was ist die Ursache für das hohe Ausmaß an Euterentzündungen in deutschen Rinderbetrieben?
Immer mehr Betriebe halten immer mehr Kühe. Sie wollen produktiver werden und den maximalen Output generieren. Viele Landwirte vergessen aber dabei, dass bei größeren Beständen auch wesentlich mehr Einsatz erforderlich ist. Nicht selten leiden nach einer Bestandsaufstockung Milchqualität und Gesundheit der Tiere. Dabei ist die Gleichung recht einfach: Je gesünder die Kuh, desto mehr und bessere Milch gibt sie.
Genau da sehe ich in vielen Betrieben noch Nachholbedarf. Die in der Trockenstehperiode so wichtigen hygienischen Arbeitsschritte werden oftmals aus Zeitmangel oder auch Unkenntnis weggelassen. Außerdem sehen viele Landwirte das Melkmanagement noch zu statisch und nicht als dynamischen Prozess, für den man sich stetig weiterbilden muss. In so einem Umfeld ist die Eutergesundheit der Herden gefährdet und es können sich schnell Erreger ausbreiten.
Was können Tierärzte und Landwirte tun, um die Bestände vor Infektionen zu schützen?
Die Eutergesundheit einer Milchvieherde ist von vielen Faktoren abhängig. Neben Haltung, Fütterung und Fitness der Tiere sind für mich das Melkmanagement inklusive die Melktechnik zentrale Aspekte.
Zu einem optimalen Melkmanagement gehört weit mehr als das Melken an sich. Beispielsweise ist es wichtig, dass sich die Tiere bis eine Stunde nach dem Melken nicht hinlegen, sondern fressen. Ein ganzheitliches Melkmanagement vom ersten Säubern der Zitzen über ein gründliches Ausmelken ohne langes Blindmelken mit anschließendem Dippen bis hin zur vollständigen Erholung des Strichkanals ist entscheidend für die Produktivität der Kühe – kostet aber Zeit.
Werden Mastitisinfektionen festgestellt, ist es sinnvoll, zunächst den Erreger und die Resistenzlage zu bestimmen. Anschließend erfolgt je nach Ergebnis eine effektive Behandlung. Chronisch kranke Kühe sollten aussortiert werden.
In Problembetrieben kann die Trockenstehphase genutzt werden, um die Eutergesundheit der Tiere zu verbessern. Dazu werden die Kühe mit antibiotischen Trockenstellern und internen Zitzenversieglern behandelt.
Wie wirken interne Zitzenversiegler?
Durch den internen Zitzenversiegler wird der körpereigene Keratin-Pfropf im Zitzenkanal imitiert und so verschlossen. Keime aus der Umgebung können auf diesem Weg nun nicht mehr in das Euter gelangen.
Zunächst wird die Zitze gründlich desinfiziert. Wichtig dabei ist, dass die Umgebung immer möglichst steril bleibt und Sauberkeit stets gewährleistet ist. Anschließend instilliert man bei schwereren Fällen den antibiotischen Trockensteller – und dies möglichst weit oben in die Zitze. Aber Vorsicht: Das Antibiotikum sollte nicht in das Euter einmassiert werden.
Nach einer erneuten Desinfektion greift man die Zitzenbasis mit zwei Fingern möglichst nah am Euter und biegt die Zitze zur Seite. Nun wird der Zitzenversiegler eingespritzt und der Inhalt langsam in den unteren Bereich appliziert. Abschließend empfehle ich wieder eine gründliche Zitzendesinfektion.
Ist die Anwendung von antibiotischen Trockenstellern zwingend notwendig?
Die Anwendung von antibiotischen Trockenstellern wird schon länger sehr kontrovers diskutiert. Bei sogenannten Problembeständen mit hohen Zellzahlen und Mastitiden der frischmelkenden Kühe müssen meiner Meinung nach antibiotische Trockensteller verwendet werden. Wird eine noch höhere Infektionsrate festgestellt, hat sich die Kombination aus Langzeitantibiotikum und internem Zitzenversiegler bewährt. Dagegen reicht bei eutergesunden Kühen der Zitzenversiegler nach meinen Erfahrungen oftmals aus.
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