PresseKat - EM 2012 - Was die Sportpsychologie zur Schiri-Diskussion beitragen kann

EM 2012 - Was die Sportpsychologie zur Schiri-Diskussion beitragen kann

ID: 654724

(ots) - Eines der meistdiskutierten Themen bei jedem
Turnier: Schiedsrichterentscheidungen. Zum Start der EM erscheint auf
der Homepage der asp, der Arbeitsgemeinschaft Sportpsychologie, ein
Schiedsrichter-Experteninterview aus sportpsychologischer Sicht.
Prof. Dr. Henning Plessner, Prof. Dr. Daniel Memmert und Prof. Dr.
Ralf Brand sprechen über aktuelle Forschungsergebnissen in Bezug auf
Schiedsrichterverhalten, Möglichkeiten der Vorbereitung auf ihre
Einsätze in den kommenden Spitzenspielen und geben Einschätzungen zum
bevorstehenden EM-Turnier.

Die Forschung zur Vergabe von gelben Karten und dem Spielverlauf
ist eines der Themen, mit denen sich Prof. Memmert befasst: " Im
Mittel werden ungefähr 4 gelbe Karten pro Spiel gegeben. Schiris
zücken gegen die Auswärtsmannschaft statistisch aber mehr gelbe
Karten. Dies könnte ein kleiner Vorteil für die beiden gastgebenden
Mannschaften Polen und Ukraine sein, da gelbe Karten mit dem
Spielergebnis korrelieren." Und noch einen möglichen Vorteil für die
Gastgeber macht Prof. Memmert aufgrund seiner Forschungsergebnisse
aus: "Schiedsrichter zeigen bei ansteigendem Lärmpegel mit einer zehn
Mal höheren Wahrscheinlichkeit eine Gelbe Karte, als in der
identischen Situation ohne Lärm. Die Vermutung liegt nahe, dass
Schiedsrichter unbewusst den Lärm des Publikums als Hinweis für die
Schwere eines Fouls nutzen. Zuschauerlärm beeinflusst also über die
Schiedsrichterentscheidungen das Spiel."

Nicht erst seit dem Zwischenfall vergangen Jahres in Köln steht
die Wichtigkeit einer sportpsychologischen Betreuung von
Top-Schiedsrichtern hoch im Kurs. Dabei wird auf langfristige
Angebote über ganze Saisonverläufe gesetzt: "Mit unserem Team hier an
der Universität Potsdam", so Prof. Brand, "betreuen wir aktuell und
bereits seit einiger Zeit zwei deutsche Top-Schiedsrichterkader aus




zwei Sportarten. (...) Es geht dabei fast ausschließlich um
Potenzialentwicklung im Sinne einer rein präventiven Unterstützung.
Fälle, in denen irgendwelche Formen von psychologischer
Krisenintervention angezeigt waren, blieben bisher extrem selten. Die
meisten Schiedsrichter im Top-Bereich sind ausgesprochen stabile
Persönlichkeiten und echte Topleister!".

Ein weiteres zentrales Thema der sportpsychologischen Arbeit
besteht in der Entwicklung von Trainingsmethoden, mit denen
Schiedsrichter ihre Entscheidungsfähigkeit, z.B. Foul oder kein Foul,
verbessern können. Laut Prof. Plessner zählen hierzu klassischerweise
die regelmäßige Spielbeobachtung und die Reflektion des eigenen
Verhaltens in kritischen Entscheidungssituationen. "In Ergänzung zu
diesen etablierten Verfahren wurde von uns mit Unterstützung des BISp
und des DFB ein spezifisches (video-basiertes) Entscheidungstraining
für Foul-Situationen entwickelt, das erste Praxistests erfolgreich
bestanden hat. Kernstücke dieses Trainings sind der Erhalt
wesentlicher Bestimmungspunkte der echten Entscheidungssituation in
der Simulation (z.B. des Zeitdrucks) und das unmittelbare Feedback."

Das vollständige Interview auf www.asp-sportpsychologie.org

Prof. Dr. Ralf Brand leitet die Professur für Sportpsychologie an
der Universität Potsdam. Schon seit seiner Dissertation
"Schiedsrichter und Stress" (2002) richteten sich
Forschungsinteressen immer wieder auf die Unparteiischen im Sport. Er
leitet schiedsrichterbezogene Projekte u.a. für den Deutschen
Fußballbund und die BEKO Basketball Bundesliga.

Prof. Dr. Daniel Memmert ist Leiter des Instituts für Kognitions-
und Sportspielforschung an der Deutschen Sporthochschule Köln. Er
untersucht zusammen mit Prof. Unkelbach (Universität zu Köln)
Urteilsprozesse bei Schiedsrichtern und zusammen mit Dr. Wühr
(Universität Dortmund) kognitive Prozesse bei Abseitsentscheidungen.

Prof. Dr. Henning Plessner leitet den Arbeitsbereich
Sportpsychologie am Institut für Sport und Sportwissenschaft der
Universität Heidelberg. Mit Prof. Dr. Ralf Brand (Universität
Potsdam) und Dr. Geoffrey Schweizer (Universität Heidelberg) arbeitet
er an der Entwicklung von Trainings zur Entscheidungsoptimierung von
Schiedsrichtern im Fußball und Basketball.



Pressekontakt:
Prof. Dr. Daniel Memmert, Deutsche Sporthochschule Köln
Telefon: 0221-4982 -4330 / - 4320 (Sekretariat) E-mail:
memmert(at)dshs-koeln.de,

Wirkhaus GbR - Medien. Projekte. Öffentlichkeit,
Elke Nieschalk, 030 49 30 10 - 0 E-mail: info(at)wirkhaus.de


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Datum: 07.06.2012 - 14:00 Uhr
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