(ots) - Jeder vierte Deutsche sagt, er habe sich für
einen Stromtarif entschieden, der Strom aus erneuerbaren Quellen
liefert. Das zeigt der "Umsteiger-Report Energiewende", eine jetzt
von der gemeinnützigen Change Centre Stiftung aus Meerbusch
veröffentlichte Studie. Teilnehmer waren mehr als 1.000 repräsentativ
befragte Bundesbürger. Vertiefend wurden über 5.500 Ökostromnutzer
untersucht - das ist die aktuell größte Befragung zum Thema Ökostrom.
Überraschend: Der Wechsel zu Ökostrom ist weder Mode noch Alibi
zur Beruhigung des schlechten Umweltgewissens. Denn die meisten
befragten Ökostromnutzer berichten von einem durchgängig ökologischen
Verhalten: Sie nutzen öffentlichen Nahverkehr und Car-Sharing, kaufen
saisonale und lokale Lebensmittel sowie energiesparende
Haushaltsgeräte, vermeiden Einwegartikel und reduzieren ihre
Haushaltsabfälle.
Für Prof. Dr. Joachim Klewes, Leiter der Change Centre Stiftung
und Honorarprofes-sor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf,
sind das typische Merkmale für ein schnell wachsendes
Nachfragepotential nach grünem Strom: "Am Anfang einer neuen
Nachfragewelle stehen regelmäßig überzeugte Menschen mit einem
konsequenten Verhaltensmuster. Wenig später folgen immer größere
Bevölkerungsgruppen, für die ein durchgängiges ökologisches Verhalten
aber weniger wichtig ist - ein Muster wie bei vielen anderen
Innovationen."
Klewes ergänzt: "Zu einem überraschend hohen Anteil sind die
befragten Ökostromkunden bereits so genannte 'Prosumer'. Sie
produzieren also selbst schon erneuerbare Energie - direkt oder
indirekt." So zeigt die Studie, dass fast jeder vierte Ökostromkunde
Solarkollektoren für Warmwasser auf dem eigenen Hausdach nutzt. Am
zweithäufigsten finden sich eigene Photovoltaik-Anlagen. Aber auch an
Umweltfonds sind 17% der befragten Ökostromkonsumenten beteiligt,
beinahe so häufig wie an Bürgersolar- oder Bürgerwindparks.
Die wirklichen Risiken für eine erfolgreiche Energiewende sieht
Klewes deshalb weder auf der Produktions-, noch auf der
Nachfrageseite, sondern in den aktuell kontrovers diskutierten
Bereichen Energietransport und -speicherung.
Klewes: "Unsere Studienergebnisse sprechen dafür, bisher
ungenutzte Chancen von dezentralen Energiekonzepten noch genauer zu
prüfen - vor allem unter stärkerer Mitwirkung der Kommunen. Hier kann
es viel leichter gelingen, die Bürger zu beteiligen und Projekte
insgesamt schneller zu realisieren."
Der Umsteiger-Report Energiewende zeichnet ein plastisches Bild
der Ökostrom-Kunden und räumt dabei auch mit manchem Vorurteil auf.
"In dieser Gruppe sind hohe Werte-Orientierung und Pragmatismus kein
Widerspruch - dogmatische 'Öko-Fundamentalisten' sind die absolute
Ausnahme", sagt Studienleiterin Christina Rauh. So verlangt nicht
einmal jeder zehnte Befragte hohe Geldstrafen für Umweltsünder, eine
Forderung, die in der Gesamtbevölkerung doppelt so häufig unterstützt
wird. Stattdessen halten knapp 63% der Ökostromnutzer
Steuervergünstigungen bei umweltgerechtem Verhalten für den besten
Anreiz, um ökologisches Verhalten weiter zu fördern.
Die Studie räumt aber auch mit dem Klischee von Ökostrom als
Oberschicht-Phänomen auf. Rauh: "Zwar sind auch die befragten
Ökostromnutzer etwas höher gebildet und verfügen über ein größeres
Haushaltseinkommen. Ein ausgefeiltes statistisches Modell zeigt aber,
dass diese soziodemografischen Faktoren nicht zwangsläufig
ausschlaggebend für die Entscheidung pro Ökostrom sind." Die
wichtigsten Einflüsse sind vielmehr in der Vernetzung der Menschen zu
finden: Je mehr Ökostromkunden in der Familie oder im Bekanntenkreis
eines Menschen leben, desto wahrscheinlicher wird der eigene Wechsel.
Rauh: "Andere wichtige Einflussfaktoren liegen in der Einstellung,
die Energiewende nicht alleine dem Staat zu überlassen, und einem
hohen Vertrauen in die Herkunft des Ökostroms."
Die Studie wurde ohne Finanzierung eines Unternehmens oder der
öffentlichen Hand durchgeführt. Den vollständigen
Untersuchungsbericht gibt es unter
www.change-centre.org/foundation/aktuelles . change centre foundation
ist eine unabhängige und gemeinnützige Wissenschaftsstiftung.
Rückfragen der Redaktion bitte an:
Studienleiterin Christina Angela Rauh, Telefon +49 163 6798654,
Mail christinaangela.rauh(at)change-centre.org
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Ossum 14
D 40668 Meerbusch
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