(ots) - PwC-Steuerforum 2012: Forumsteilnehmer
kritisieren Steuerverwaltungspraxis / Mehrheit spricht sich für
Anrechnung ausländischer Verluste aus / Absage an Ausweitung des
Betriebsstättenbegriffs
Die deutsche Steuerverwaltungspraxis wird in vielen Unternehmen
kritisch gesehen: Die Auslegung und Anwendung der Steuervorschriften
durch die Finanzverwaltung ist aus Sicht von Steuerpraktikern in den
Unternehmen der gravierendste Steuernachteil am Standort Deutschland.
Dieses ist eines der Ergebnisse (45 Prozent Zustimmung) des
diesjährigen, nunmehr zehnten Steuerforums der Wirtschaftsprüfungs-
und Beratungsgesellschaft PwC in Berlin.
Die Gewerbesteuer identifizierten demgegenüber nur 28 Prozent der
rund 130 befragten Forumsteilnehmer als stärksten Hemmschuh im
internationalen Steuerwettbewerb, mit deutlichem Abstand gefolgt von
den zu komplizierten deutschen Steuermissbrauchsvorschriften (13
Prozent). Diese und andere Ergebnisse wurden auf dem Forum erstmals
durch ein E-Voting in Echtzeit erhoben.
"Im deutschen Steuersystem gibt es derzeit viele Baustellen, auf
denen es nicht vorangeht. Handlungsbedarf besteht unter anderem bei
der Reform des Ergebnisabführungsvertrags, bei der steuerlichen
Behandlung von Gewinnen bzw. Verlusten ausländischer
Tochterunternehmen und - vor dem Hintergrund des wachsenden
Finanzbedarfs der Staaten - bei der Vermeidung der
Doppelbesteuerung", kommentiert PwC-Vorstand und Leiter der
Steuerabteilung Prof. Dr. Dieter Endres die Stimmungslage der
Forumsteilnehmer.
So sind die aktuellen Vorschriften zum Ergebnisabführungsvertrag
(EAV) nach Ansicht von mehr als 80 Prozent der Befragten nicht mehr
zeitgemäß. Gut 60 Prozent sprechen sich dafür aus, dass endgültige
Verluste ausländischer Tochterkapitalgesellschaften in Deutschland
steuerlich geltend gemacht werden können - auch wenn dies zu
Einnahmeverlusten für den Fiskus führt.
Eine deutliche Absage erteilten die Steuerpraktiker den Bemühungen
der OECD um eine Ausweitung des Betriebsstättenbegriffs. Vielmehr
sollte die deutsche Regierung nach Ansicht von 62 Prozent der
Forumsteilnehmer bei ihrer kritischen Haltung bleiben, um
Unsicherheiten für Unternehmen zu vermeiden. Sollte sich die OECD
durchsetzen, könnten bereits geringfügige Auslandstätigkeiten und
gegebenenfalls kurzfristige Mitarbeiterentsendungen als
Betriebsstätten behandelt werden - und damit zu umfangreichen
Erklärungspflichten und eventuellen Doppelbesteuerungen führen.
Vermögensteuer wäre zweitgrößtes Übel
Aus gegebenem Anlass wurden die Forumsteilnehmer auch dazu
befragt, welche steuerpolitischen Maßnahmen die Unternehmen im Inland
am stärksten treffen würden. Hier nannten die Befragten mit knapper
Mehrheit (36 Prozent) eine Erhöhung der Steuersätze, auf dem zweiten
Rang der Negativliste folgt die (Wieder-)Einführung der
Vermögensteuer mit 33 Prozent der Nennungen. Eine generelle
Ausweitung der Bemessungsgrundlage halten 31 Prozent für das größte
potenzielle Steuerrisiko.
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