(ots) -
Auf die dramatischen sozialen Folgen der Pflegemigration macht
Caritas international aufmerksam. Das Hilfswerk des Deutschen
Caritasverbandes, das seit den 80er Jahren die mobile Altenpflege und
Straßenkinderprojekte in elf Ländern Osteuropas finanziert, beklagte
anlässlich der Vorstellung ihres Jahresberichtes, dass die Versorgung
der Pflegebedürftigen in deutschen Haushalten derzeit oft auf Kosten
der Menschen in Osteuropa geschieht. "Die Zahl der Straßenkinder und
unversorgten alten Menschen in Osteuropa steigt deutlich an, weil
osteuropäische Frauen bei uns Lücken in der Pflege schließen müssen",
sagte der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Prälat Dr. Peter
Neher. Laut einer Caritas-Studie leben allein in der Ukraine, dem
Ausrichterland der Fußball-EM, bis zu sieben Millionen Sozialwaisen,
weil ein Elternteil oder beide im Ausland arbeiten.
Neher appellierte an die Politik, gemeinsam mit den
Wohlfahrtsverbänden nach Lösungen zu suchen, die allen Seiten gerecht
werden: Den Pflegebedürftigen und ihren oft überforderten Angehörigen
in Deutschland. Den osteuropäischen Haushaltshilfen, die bislang
zumeist illegal in Deutschland arbeiten müssen, aber auch den Kindern
und alten Menschen in Osteuropa. Neher: "Wir müssen erkennen, dass
die Frage, wie wir die Pflege in Deutschland organisieren,
gravierende Folgen in Osteuropa haben können." Geschätzt 150.000
osteuropäische Pflegekräfte arbeiten derzeit zumeist illegal in
Deutschland. Um diese Frauen aus der Illegalität herauszuholen,
vermitteln in den Bistümern diverse Caritasverbände polnische
Haushaltshilfen unter Achtung von Tariflöhnen und
Höchstarbeitszeiten.
Angesichts der aktuellen Lage im Sahel mahnte Oliver Müller,
Leiter von Caritas international, bei der Vorstellung des
Jahresberichtes weitere Anstrengungen im Kampf gegen Dürre und Hunger
an. "Der Kampf gegen den Hunger ist ein Marathon, kein
100-Meter-Lauf", so Müller. Die Katastrophenvorsorge der vergangenen
Jahre habe dazu beigetragen, dass die Menschen der Region heute
deutlich besser vor Hungersnöten geschützt seien als in der
Vergangenheit. Es müssten jedoch weitere Schritte folgen. So sei es
notwendig, kurzfristige Nothilfe und langfristige
Katastrophenvorsorge noch enger miteinander zu verzahnen.
Hinsichtlich der aktuellen Dürre in Westafrika sagte Müller:
"Wachsamkeit ist nötig, Alarmismus fehl am Platz. Erst durch
zusätzliche Faktoren wie Bürgerkriege und chronische Armut werden
Dürren zur Katastrophe."
Für Hilfsprojekte wurden Caritas international 63 Millionen Euro
im Jahr 2011 anvertraut; 31,95 Millionen Euro stammen von privaten
Spendern, 28,85 Millionen Euro von öffentlichen und kirchlichen
Geldgebern. Die Verwaltungskosten lagen im Jahr 2011 bei 6,8 Prozent.
Caritas international hat im vergangenen Jahr 935 Hilfsprojekte in 83
Ländern mit 52,1 Millionen Euro gefördert.
Caritas international ist das Hilfswerk der deutschen Caritas und
gehört zum weltweiten Netzwerk der Caritas mit 165 nationalen
Mitgliedsverbänden.
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