PresseKat - Nur wer seine Rechte kennt, kann sie einfordern (BILD)

Nur wer seine Rechte kennt, kann sie einfordern (BILD)

ID: 663668

(ots) -
Kinder und Jugendliche aus Deutschland und Polen treffen sich zur
2. SOS-Kinder- und Jugendkonferenz in Berlin

Kinder sind den Erwachsenen gleichwertig, aber nicht gleich. Sie
brauchen besonderen Schutz, besondere Förderung, besondere
Beteiligungsformen. Sie haben Rechte. Kinderrechte. Unter dem Motto
"Mein Recht auf Bildung, Schule und Ausbildung" startet heute in
Berlin die 2. SOS-Kinder- und Jugendkonferenz. Dem
Beteiligungsgedanken folgend kam bei der Presse¬konferenz als erstes
ein Kind zu Wort: Nico. Der 14-Jährige lebt seit sechs Jahren im
SOS-Kinderdorf Berlin-Moabit. Hier treffen sich bis Freitag rund 200
Kinder und Jugendliche aus deutschen und polnischen
SOS-Kinderdorf-Einrichtungen und setzen sich in verschiedenen
Workshops mit ihren Rechten auseinander. "Ich war schon 2010 bei der
ersten SOS-Kinderkonferenz dabei. Das war cool. Weil wir eine große
Familie bei SOS-Kinderdorf sind, zusammenhalten und uns gemeinsam für
unsere Rechte stark machen dürfen. Deshalb wollten wir uns regelmäßig
treffen. Jetzt war ich sogar in der Vorbereitungsgruppe der KiJuKo",
erzählt Nico stolz. Schirmherrin der SOS-Kinder- und Jugendkonferenz
ist die Schauspielerin Dennenesch Zoudé, die das SOS-Kinderdorf
Berlin-Moabit und dessen Theaterworkshop regelmäßig besucht. Die
gebürtige Äthiopierin ist schon gespannt auf die Ergebnisse der
Workshops, die von Politik über Mathe bis hin zu Ernährung
verdeutlichen, dass der Bildungsbegriff nicht nur im Sinne des
klassischen Lernens verstanden werden darf. Es geht um das Erlernen
von Verantwortungsbewusstsein, Werteverständnis, Grundrechten und um
die Persönlichkeitsbildung. Denn nur wer seine Rechte kennt, kann sie
einfordern.

Kinderrechte im Grundgesetz verankern

"Wir sprechen uns seit Jahren dafür aus, dass Kinderrechte im




Grundgesetz verankert werden, vor allem als Förderungs- und
Teilhaberechte", erklärt Prof. Dr. Johannes Münder,
Vorstandsvorsitzender SOS-Kinderdorf e.V. "Mehr als 20 Jahre nach
Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention ist dies längst
überfällig. Denn Kinder sind nicht einfach kleine Erwachsene, sondern
eigenständige Persönlichkeiten. Dem gilt es Rechnung zu tragen." Im
Hinblick auf die Zunahme sozialer Probleme und unsicherer
Zukunftsperspektiven müssen Kinder von Beginn an gestärkt werden,
damit sie in der Lage sind, sich zu artikulieren, etwas auszuhandeln,
Konflikte zu bewältigen und sich für ihre Interessen einzusetzen.
"Vor dem Hintergrund, dass wir in Deutschland nach wie vor eine
skandalös hohe Kinderarmut haben und jedes siebte Kind von Hartz IV
lebt, ist es essenziell, gerade auch die einkommensschwachen Kinder
an der Gemeinschaft teilhaben zu lassen. Sie brauchen Zugang zum
Sportverein, der Musikschule, der Ferienfreizeit oder dem
Jugendclub", ergänzt Werner Hesse, Geschäftsführer des Paritätischen
Wohlfahrtsverbandes. "Gerade hier in Berlin, wo sogar etwa jedes
dritte Kind von Hartz IV lebt und somit von bitterem Mangel und
Ausgrenzung betroffen ist, ist der SOS-Kinderdorf e.V. mit seinen
drei Einrichtungen unverzichtbar. Er erkennt den Bedarf und gibt
vielen Kindern und jungen Menschen durch Beteiligung und Förderung
eine Perspektive."

Manche Kinder wissen nicht, dass sie Rechte haben

Mit dem SOS-Kinderdorf Berlin-Moabit, dem ersten SOS-Kinderdorf in
einer deutschen Großstadt, dem SOS-Berufsausbildungszentrum im
Wedding und dem SOS-Familienzentrum in Hellersdorf betreut der Verein
in der Hauptstadt Kinder, Jugendliche und Familien mit 100 Angeboten
dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Kinderrechte werden in
den Einrichtungen tagtäglich gelebt. "Wenn Kinder und junge Menschen
ihre Rechte kennen, sind sie besser vor Gefährdungen geschützt. Sie
können darüber sprechen und sich wehren", so Kirsten Spiewack,
Einrichtungsleiterin des SOS-Kinderdorfs Berlin-Moabit. "Wir arbeiten
viel mit benachteiligten und teils traumatisierten Kindern, die
tatsächlich erst lernen müssen, dass sie Rechte haben. Durch
Beteiligung in den Einrichtungen, aber auch in unseren offenen
Angeboten stärken wir sie, ihre Geschwister, ihre Familien. Bei der
SOS-Kinder- und Jugendkonferenz wird besonders sichtbar, wie viele
Möglichkeiten es hierfür gibt, die wir im Alltag bereits umsetzen.
Besonders wichtig ist natürlich auch, dass Groß und Klein sich
gegenseitig stärken können."

Vielfältige Workshops beteiligen und vernetzen die Teilnehmer
Nachdem sich die Kinder am Nachmittag selbstständig in die 21 Gruppen
einteilen und sich auf ein buntes Abendprogramm freuen, geht es am
Donnerstagmorgen gleich los. Während die einen zum Beispiel in den
Bundestag starten, um mit Katja Dörner, Sprecherin für Familien- und
Kinderpolitik, Bündnis 90/Die Grünen, über Kinderrechte zu
diskutieren, überlegen sich die anderen, wie ein idealer "Gebildeter"
aussieht. Schließlich soll er am Freitag den anderen Teilnehmern
präsentiert werden. Genauso wie die Riesenskulptur aus Holz, die in
der "Bildungs-Bildhauerei" gemeinsam mit dem Berliner Bildhauer
Christoph Gramberg erstellt wird oder die Straßeninterviews, die der
Film-Workshop zum Thema "Kinderrechte" in Berlin-Moabit führt. Für
all diese Ergebnisse zählt jeder Einzelne. Jeder hat seine Aufgabe.
Dieses Gefühl ist für die benachteiligten Kinder und Jugendlichen
wichtig. Es stärkt - nicht nur für den Moment, sondern langfristig.
Deshalb freuen sie sich auch schon jetzt auf die nächste SOS-Kinder-
und Jugendkonferenz, die 2014 stattfindet. Wo das sein wird, das
dürfen sie selbst entscheiden. Denn über Kinderrechte kann man nicht
nur sprechen, man soll sie vor allem erleben.

Abdruck honorarfrei. Beleg erbeten.



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uschi vogg_PR, Klenzestraße 85, D-80469 München
Tel: +49 89 20 20 86 97-3
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Datum: 20.06.2012 - 15:49 Uhr
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