(ots) - Demoliertes Image
Kurz vor seiner Auslieferung an Schweden flüchtet Julian Assange
in die Botschaft von Ecuador und entzieht sich dem Zugriff der
britischen Behörden. Die Geschichte vom verfolgten Freiheitskämpfer
ist um eine Volte reicher, nähert sich aber auch immer mehr dem
Niveau eines Groschenromans an. Assange stilisiert sich selbst zum
Opfer, gejagt von fast allen Ländern dieser Erde, deren diplomatische
Stümpereien er mit seinen Enthüllungen auf der Plattform Wikileaks
bloßstellte. Der globale Verfolgungswahn hat für ihn den Nebeneffekt,
dass die Vergewaltigungsvorwürfe, denen Assange sich in Schweden
ausgesetzt sieht, in der öffentlichen Wahrnehmung fast unter den
Tisch fallen.
Dennoch ist der Stern des einstigen Helden der Netzwelt im
Sinkflug. Zunächst die Skandale rund um Wikileaks. Jetzt der seltsame
Schachzug. Warum ausgerechnet Ecuador? Assange soll einst gescherzt
haben, nach Moskau oder Havanna fliehen zu wollen. Nun also Asyl in
Quito? Der Mann, der Demokratiedefizite anprangerte, scheint selbst
ein zweifelhaftes Demokratieverständnis zu haben, wenn er in einem
Land Zuflucht suchen möchte, dessen Präsident Journalisten verbietet,
ihn Diktator zu nennen. Was die Vergewaltigungsvorwürfe aus Schweden
nicht vermocht haben, besorgt Assange jetzt selbst: Der Exzentriker
demoliert sein Image immer mehr, und dieses Mal kann er keiner bösen
Regierung die Schuld geben.
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