(ots) - Eine radikale Reform der Bildungs- und
Teilhabeleistungen für Kinder fordern der Paritätische
Wohlfahrtsverband und SOS-Kinderdorf in einem gemeinsamen Aufruf und
werben bundesweit um Unterstützung. Mehr als zwei Jahre nach dem
Urteil des Bundesverfassungsgerichts sei es der Bundesregierung nicht
gelungen, Kinderarmut in Deutschland wirksam zu bekämpfen. Die
Unterzeichner appellieren an den Gesetzgeber, von dem bürokratischen
Bildungs- und Teilhabepaket Abstand zu nehmen, die Hartz
IV-Kinderregelsätze komplett zu reformieren und einen einklagbaren
Rechtsanspruch für alle Kinder auf Angebote der Jugendarbeit zu
schaffen. Weitere Organisationen wie der Deutsche Kinderschutzbund
und das Deutsche Kinderhilfswerk haben sich dem Aufruf bereits
angeschlossen.
"Das Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesarbeitsministerin ist
gescheitert. Die Leistungen kommen bei den allermeisten Kindern und
Jugendlichen nicht an", kritisiert Werner Hesse, Geschäftsführer des
Paritätischen Gesamtverbandes. Nur rund ein Fünftel der verfügbaren
Gelder sei bislang abgerufen worden. Bürokratische Hürden und
fehlende Information hielten viele Familien von der Antragstellung
ab. Vielerorts fehle es schlicht an Angeboten. "Das System muss vom
Kopf auf die Füße gestellt werden. Um Kindern und Jugendlichen echte
Teilhabe zu ermöglichen, brauchen wir keine 10-Euro-Gutscheine aus
Nürnberg oder Berlin, sondern die Unterstützung intelligenter
Angebote der Jugendhilfe und der Schulsozialarbeit vor Ort", fordert
Hesse.
In dem Aufruf "Kinder verdienen mehr" sprechen sich die
Unterzeichner für die Verankerung eines Rechts auf Teilhabe im
Kinder- und Jugendhilfegesetz aus. Für Kinder im Hartz IV-Bezug und
in anderen Haushalten mit niedrigen Einkommen sei zudem die
Kostenfreiheit der Maßnahmen zu garantieren. "Kinder haben seit
Jahren einen einklagbaren Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz,
demnächst sogar auf einen Krippenplatz. Jetzt ist die Zeit reif, dass
allen Kindern der Zugang zu allen Angeboten der Jugendarbeit, der
Bildung, der Jugenderholung und der Beratung garantiert wird. Kein
Kind darf zurückgelassen werden", so Prof. Dr. Johannes Münder,
Vorstandsvorsitzender des SOS-Kinderdorf e.V. im Rahmen der 2.
SOS-Kinder- und Jugendkonferenz, die seit gestern bis einschließlich
Freitag in Berlin stattfindet. Das Thema der Konferenz ist " Mein
Recht auf Bildung, Schule und Ausbildung".
Bis November sollen zahlreiche Unterstützer für den Aufruf
gefunden werden, um ein breites Bündnis für das Recht jedes Kindes
auf Teilhabe zu schmieden. Einzelpersonen und Organisationen können
den Aufruf über folgende Internetseite unterstützen:
www.kinder-verdienen-mehr.de.
Pressekontakt:
Gwendolyn Stilling, Tel. 030/24636305, eMail: pr(at)paritaet.org