Bequemer noch, als ein Managed Account zu eröffnen und hierzu einem Vermögensverwalter eine eingeschränkte Handelsvollmacht zu übertragen, erscheint es privaten Investoren, fremde Trades durch „spiegeln“ von anderen Trading-Konten auf das eigene Brokerkonto zu holen. Dieses so genannte Mirror Trading wird über diverse Internet-Plattformen angeboten. Anleger sollten sich dieser durchaus interessanten Handelsform jedoch nur mit äußerster Vorsicht nähern.
(firmenpresse) - Die Geschichte des Mirror Tradings ist faszinierend. Denn eigentliches Ziel war es für Neulinge im Devisenhandel eine Möglichkeit zu schaffen, von den Top-Tradern der Branche zu lernen. Dies geschah am einfachsten durch eine Spiegelung der Trades des Profis auf das Konto der Schüler. Damit war es dem Lernenden möglich das Trading sekundengenau mitzuverfolgen und Erfahrung und Wissen des Profis für den eigenen Handel zu adaptieren. Zusätzlich halfen Chats mit dem Profi, um dem Trading-Schüler die Hintergründe für die getroffene Anlageentscheidung zu vermitteln.
Technik des Mirror Tradings
Ähnlich, wie bei der Entwicklung des Internets, das ursprünglich von einem Wissenschaftler zum internen Austausch mit Kollegen entwickelt wurde, ist auch die dem Mirror Trading zugrunde liegende Technik für das globale Publikum von Interesse geworden. Sie wird heute als Bindeglied zwischen Signalgebern (Tradern weltweit) und Brokerkonten privater Anleger eingesetzt. Der Signalgeber benutzt hierzu die Handelsstation einer Mirror-Trading-Plattform für die Eingabe seiner Kauf- und Verkaufaufträge. Die Technologie erfasst diese Signale und leitet sie innerhalb von Millisekunden über eine gesicherte Verbindung an die Broker weiter. Von dort werden die Signale an Konten von Kunden weiter geleitet, die sich über die Mirror-Trading-Plattform für den Empfang dieser Handelssignale registriert haben.
Für diesen Service zahlt der Signalempfänger eine Vergütung an die Plattform, die sich diese wiederum mit dem Signalgeber teilt. Bei den meisten Mirror-Trading-Plattformen geschieht dies nicht in Form von pauschalen Vergütungen, sondern automatisiert indem die Plattform und damit auch der Signalgeber an den Spreads und Kommissionen partizipiert, die der Broker für die Tradeausführung erhebt.
Auf den ersten Blick scheint Mirror-Trading damit das Potential zu eröffnen, dass selbst Anleger, die über keinerlei Erfahrung im Devisen- und CFD-Handel verfügen, die Chance auf renditestarke Trades erhalten. Um die Qualität des Handels im Vergleich zu einem Managed Account einschätzen zu können, müssen vorab jedoch wichtige Punkte überprüft werden.
Welche Qualifikation benötigt Mann/Frau, um Signalgeber werden zu können? Bei der größten deutschen Plattform Ayondo ist hierzu ein dreimonatiges Zertifizierungsverfahren erforderlich. Ziel ist es, in dieser Zeit einen Track-Record (Handelshistorie) aufzubauen, der der Community potentieller Signalempfänger als Entscheidungsgrundlage präsentiert werden kann. Zudem steckt Ayondo einige Rahmenbedingungen für den Handel ab, die dem Kunden ein gewisses Maß an Sicherheit vermitteln sollen. Es dürfen beispielsweise nie mehr als zwei Prozent des Gesamtkapitals pro Trade vom Signalgeber riskiert werden. Der Handel muss kontinuierlich durchgeführt werden, sonst besteht die Gefahr, dass dem Signalgeber die Zertifizierung entzogen wird. Darüber hinaus wird vorausgesetzt, dass Trades mit Stopp-Loss Absicherungen versehen werden. In der Zertifizierungsphase darf zudem ein Drawdown von maximal -25% nicht überschritten werden.
Maximal 2 Prozent Risiko pro Trade hört sich für Interessenten zunächst nach einem überschaubaren Risiko an. Dabei gilt es allerdings zu bedenken, dass bei vielen Mirror Trading Plattformen deutlich mehr als eine Position zur gleichen Zeit gehandelt werden darf. Zudem müssen Positionen nicht über mehrere Märkte „diversifiziert“ werden. „Sportliche“ Trader die den schnellen Anlageerfolg suchen (oder den schnellen Untergang) können den Versuch der Plattform, das Risiko einzudämmen einfach umgehen. Dies geschieht indem einfach mehrere Positionen nebeneinander im gleichen Markt eröffnet werden. Geschieht dies jeweils mit 2 Prozent Risiko werden die Regeln der Plattform eingehalten. Das Risiko lässt sich allerdings nahezu beliebig potenzieren.
Aspekte des Risikomanagement
Die von Ayondo vorausgesetzte Stop-Loss-Absicherung gilt auf anderen Mirror Trading Plattformen nicht. So findet man beispielsweise bei Zulu-Trade Signalgeber die gänzlich ohne Stop-Loss arbeiten. Dieses Verfahren birgt nicht nur Risiken, sondern auch die Möglichkeit für den Signalanbieter, die ausgewiesene Wertentwicklung zu schönen: Da nur abgeschlossene Trades im Chartverlauf berücksichtigt werden, nutzen viele Signalgeber diese „Chance“ indem Trades, die in den Verlust gelaufen sind, einfach unkontrolliert geöffnet bleiben und nur beendet werden, wenn es ihnen gelingt die Verlustzone aus eigener Kraft zu verlassen. Dadurch entstehen kumuliert hohe Verluste, die den Gewinn der abgeschlossenen Trades teilweise bei weitem übersteigen können. Da der Chartverlauf allerdings durch die abgeschlossenen Trades gebildet wird, suggeriert der oberflächliche Blick auf den Signalanbieter nur eines - erfolgreichen Handel.
Risikomanagement ist also nicht jedes Signalgebers Sache. Kontohistorien liefern – genau wie auch bei Managed Accounts – zwar Hinweise auf das Risiko, können allerdings nie alle Kniffe und Verfahrensweisen im Umgang mit den Märkten offenbaren. Abgesehen von der Handelshistorie und der eventuell möglichen kurzen textlichen Vorstellung des Tradingstils, sind bei Ayondo kaum weitere Informationen verfügbar. Trader treten unter einem beliebigen Benutzernamen auf und bleiben damit auf Wunsch anonym. Ähnlich ist die Verfahrensweise auf den international agierenden Plattformen. In der Anonymität, die Signalanbieter auf Mirror Trading Plattformen genießen, ist es nicht möglich an detaillierte Informationen zum Handel zu gelangen. Entsprechend fehlen Interessenten des Mirror Tradings wichtige Entscheidungsgrundlagen für oder gegen ein Investment. So ist im Regelfall nicht erkennbar, ob ein Amateur oder ein professioneller Trader das Handelsgeschehen bestimmt. Da im Gegensatz zum Managed Account Bereich keine Zulassung als Vermögensverwalter für den Handel vorausgesetzt wird, finden sich unter den Signalgebern neben professionellen Tradern viele Hobby-Trader, die über Mirror-Trading-Plattformen eine mögliche zusätzliche Einnahmequelle erkannt haben.
Bei Tests mit realem Geld auf Mirror Trading Plattformen ist uns zudem aufgefallen, das teilweise nicht alle auf der Plattform geposteten Trades auch unser Handelskonto erreicht haben. Der Grund findet sich in automatisierten Positionsgrößenberechnungen und abweichenden Kontogrößen von Signalgeber und Signalempfänger. Arbeitet der Signalgeber auf seinem Konto mit kleinen Positionsgrößen können diese im automatisierten Verfahren an die Kontogröße des Signalempfängers angepasst werden. Sind die Konten der Signalempfänger mit weniger Volumen bestückt, können Positionsgrößen nicht beliebig auf den passenden Bruchteil des Empfängerkontos reduziert werden. Grenze ist die Mindestpositionsgröße des Brokers des Signalempfängers. Trades, deren Volumen nicht entsprochen werden kann, fallen dabei unter den Tisch. Handelt es sich allerdings gerade bei diesen Trades, um die maßgeblichen Erfolgsträger des Signalgebers, kommt dieser nicht beim Signalempfänger an.
Vorgegebene Mindestkontogrößen von Signalempfänger ab 100 Euro bieten Kleinstanlegern damit zwar die Möglichkeit ohne Eigenaufwand bereits mit geringsten Summen am Trading teilzuhaben. Der tatsächliche Nutzen bei solch minimalen Größen darf allerdings bezweifelt werden. Eine 1:1 Partizipation am Handelserfolg des Signalgebers, so wie er von den Plattformen suggeriert wird, kann mit derartig kleinen Volumen im Regelfall nicht erreicht werden. Möglicherweise lassen sich Trades zwar noch spiegeln, eine 1:1 Spiegelung des Risiko- und Moneymanagements durch richtige Positionsgrößenbestimmung ist auf diese Weise allerdings nicht denkbar.
Das Positionseröffnungen auf den Konten der Signalempfänger fehl schlagen können, kann einerseits durch die starke Positionsgrößenabweichung bedingt sein. Ein weiterer Grund kann allerdings auch auf Seite des Signalempfängers zu finden sein. Je nach Brokerwahl durch den Kunden weicht die Preisstellung zum Broker des Signalgebers ab. Dadurch kann es vorkommen, dass Positionen zwar auf dem Konto des Signalgebers eröffnet werden, das Konto des Signalempfängers den gewünschten Eröffnungskurs allerdings nie erreicht und die Position entsprechend nicht zur Ausführung kommt. Viele Signalgeber stellen ihre Signale zudem nicht auf einem Echtgeldkonto, sondern nur über ein Musterkonto ein. Dort erhalten sie grundsätzlich eine bessere „fiktive“ Ausführung und vor allem – eine Ausführung ohne Slippage. Allein dieser Umstand kann bereits dazu beitragen, dass das Konto des Signalempfängers schwarze Zahlen schreibt, während das Konto des Signalempfängers in Verlusten versinkt.
Parallele Positionseröffnung scheint allerdings nur eine Schwierigkeit zu sein. So berichten Signalempfänger von offenen Positionen auf ihren Konten, die auf Seiten des Signalgebers bereits als „beendet“ angezeigt wurden. Damit ist klar, dass die noch offene Position auf dem Konto des Signalempfängers keinerlei Kontrolle mehr unterliegt. Für einen Signalempfänger, der nicht permanent das Monitoring jedes einzelnen Trades vornimmt und mit der Tradingliste auf der Plattform vergleicht, können solche Positionen zum Desaster werden.
Wer sich für Mirror Trading entscheidet, muss daher permanent überprüfen, ob er die gleichen Positionen bekommen hat, die in der Tradingliste des Signalgebers angezeigt werden, ob die gleichen Kurse bei der Positionseröffnung erreicht wurden und ob die Positionsschließung ebenfalls einwandfrei vonstatten geht. Nur wenn ein absoluter Gleichlauf des Kontos von Signalgeber und Signalempfänger vorhanden ist, sollte der Handel wirklich weitergeführt werden.
Flexible Diversifikationsmöglichkeiten
Die Technik der Mirror Trading Plattformen bietet allerdings auch Möglichkeiten, die Managed Account Nutzern in dieser Form in Deutschland nicht zur Verfügung stehen. So ist es bei den meisten Plattformen möglich ein Portfolio aus mehreren verschiedenen Signalgebern für das eigene Trading-Konto zu generieren. Vom Grundgedanken her betrachtet sehr sinnvoll, lässt sich dadurch eine Diversifikation über mehrere Handelssysteme erreichen. Managed Account Experten stehen der Umsetzung mehrerer verschiedener Anlagestrategien auf einem Einzelkonto allerdings sehr kritisch gegenüber. Wechselwirkungen der Trades verschiedener Strategien würden das Potential der einzelnen Strategie in den meisten Fällen behindern. Damit würden eigentlich beabsichtigte Diversifikationseffekte ins Leere laufen. Diese seien bei der Kombination der meisten Strategien nur durch eine klare Abtrennung, sprich dem Handel auf verschiedenen Konten zu erreichen.
Die hohe Flexibilität, die Nutzern des Mirror Trading darüber hinaus auch die Möglichkeit bietet, Signalgeber auf dem eigenen Konto schnell zu- oder abzuschalten, verleitet Tradingneulinge zudem gerne dazu, zwischen Signalgebern hin und her zu wechseln. Dabei wird verkannt, dass Tradingstrategien zwar hohes Gewinnpotential in kurzer Zeit bieten können, das Trading selbst jedoch oft Zeit braucht, bis solche Phasen tatsächlich erreicht werden. Zwischenzeitlich auftretende Verluste sind Bestandteil der meisten Systeme. Es kann folglich passieren, dass ein Plattformnutzer schnell von einem beworbenen Performancesieger zum Nachfolgenden wechselt und nur jeweils die Verlustphasen miterlebt, ohne jemals in den Gewinn zu gelangen.
Komplexer als der Werbespruch
Die Bewerbung der Mirror Trading Plattformen, dass selbst ein Laie erfolgreich Traden kann, indem er einfach einem Top-Trader folgt, muss also grundsätzlich differenziert betrachtet werden. Denn neben den diversen bereits aufgeführten Stolperstellen, besteht der Knackpunkt darin, tatsächlich dauerhaft erfolgreiche Signalgeber ausfindig zu machen. Gemeint sind Signalgeber, die die Ansprüche des potentiellen Signalempfängers an Handelsdisziplin, Chancepotential und Risikomanagement erfüllen. Hierzu steht Interessenten neben Performance- und Risikokennziffern die Liste der Trades zur Verfügung. Dies zeugt von einer hohen Transparenz, allerdings ist es einem Laien kaum zuzutrauen anhand der Tradeliste zur richtigen Chance-Risiko-Einschätzung zu gelangen. Trading ist kaum innerhalb von 5 Minuten zu vermitteln. Insofern können wir die Werbeaussage der Plattformanbieter nicht stützen. Um zu einer halbwegs korrekten Einschätzung eines Signalanbieters zu gelangen, ist fundiertes Wissen erforderlich. Tradingstrategien sind mitunter sehr komplex und reich an Facetten. Oft erreichen sie erst dadurch das Potential dauerhaft erfolgreich zu sein. Ohne die Gelegenheit für Rückfragen an den Signalanbieter, den Handel nur anhand der Tradeliste zu bewerten und damit zu verstehen, worauf sich ein Signalempfänger einlässt, ist unserer Ansicht nach höchstens professionellen Tradern möglich. Doch die gehören im Regelfall weniger zur Zielgruppe der Signalempfänger.
Anonymität schafft kein Verantwortungsbewusstsein
In der Anonymität zu agieren, wie es bei Mirror Trading Plattformen für Signalanbieter möglich ist, geht zudem im Regelfall mit einem begrenzten Verantwortungsgefühl einher. Trader, die scheitern, können über weitere Benutzernamen ungeniert einen Neustart durchführen, der sie nicht mit ihren „Altlasten“, den Verlusten auf den Konten der Signalempfänger in Verbindung bringt. Zwar werden auch im Bereich der Managed Accounts erfolglose Handelsansätze nach gewisser Zeit eingestellt. In Verantwortung steht allerdings stets ein Vermögensverwalter mit seinem Namen. Im Mirror Trading hingegen finden sich Signalanbieter, die ihren mehrfach missglückten Handel bereits zum zwanzigsten Mal unter einem neuen Benutzernamen anbieten.
Grundsätzlich ist das Mirror-Trading mit den technischen Möglichkeiten, die von Plattformen angeboten werden, eine überaus interessante Sache. Wir stellen allerdings fest, dass Berufstrader, Systementwickler, Mathematiker und Programmierer eher den Weg einer Angliederung über professionelle Vermögensverwalter gehen, über die ihr Know-How in Form von Investmentfonds, Zertifikaten oder Managed Accounts den Weg zum Kunden findet. Kunden bietet sich damit eine zusätzliche Prüfinstanz: Denn Vermögensverwalter führen im Regelfall einen sehr exakten Due Dilligence Prozess bei Partnern durch, mit denen sie zusammenarbeiten. Für Signalanbieter, die von der Dauerhaftigkeit ihres Anlageerfolgs tatsächlich überzeugt sind, ist der Handel eines Managed Accounts unserer Ansicht nach der seriösere Weg zum Investor vorzudringen. Unterstützung findet oft seitens der großen Managed Account Anbieter in Deutschland statt, die für neue erfolgreiche Strategien im Regelfall stets ein offenes Ohr haben.
Mirror Trading ist ein Weg, den viele unlizenzierte Trader gehen, um ihr Einkommen aufzustocken. Liegt dem Trading die richtige Handelsstrategie, das passende Risikomanagement und die notwendige Disziplin zugrunde, mag dies auch für die Signalempfänger dauerhaft zum Erfolg führen. In diesem Fall würde allerdings auch nichts dagegen sprechen, den Handel in Form eines Managed Accounts anzubieten. Wir als Datenbank für Managed Accounts empfehlen Anlegern ein Engagement im Mirror Trading mit der notwendigen Vorsicht zu betrachten. Für ein Investment sollten grundsätzlich möglichst viele Aspekte in Betracht gezogen werden. Dazu gehört unserer Ansicht nach auch der Blick auf das Unternehmen und das Know-How der verantwortlichen Personen. Doch natürlich müssen Kunden letztendlich selbst entscheiden, wo sie sich und Ihr Kapital besser aufgehoben fühlen.
chili-assets.de
chili-assets.de ist eine Vergleichsplattform für Managed Accounts. Institutionelle-, private Investoren und Medienteilnehmer haben auf dieser Internetseite die Möglichkeit die Leistungsfähigkeit verschiedenster Managed Accounts miteinander zu vergleichen. Die von Capitalteam Consulting recherchierten und geprüften Performance- und Risikokennziffern erleichtern Interessenten die Auswahl der passenden Anbieter. Weitere Informationen finden Sie unter www.chili-assets.de.
Hinweis zu Managed Accounts
Managed Accounts favorisieren zumeist chanceorientierte Anlagestile, die nicht in jeder beliebigen prozentualen Größenordnung für die Wertpapierdepots der Investoren geeignet sind. Die richtigen Handelsstrategien in der richtigen Dosierung allerdings können herkömmlichen Wertpapierdepots die richtige Würze verleihen und maßgeblich zu einem besseren Chance-Risiko-Verhältnis beitragen.
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