(ots) - Mehr Bewegung bitte
Zu Recht beklagen rund 200 Priester und Diakone den Umgang der
katholischen Kirche mit Geschiedenen und Wiederverheirateten. Sie
dürfen weder zur Kommunion noch zur Beichte gehen, und viele leiden
darunter. Wenn der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch jetzt das
Gespräch mit den aufmüpfigen Kirchenvertretern sucht, ist das aller
Ehren wert. Sein Hinweis darauf, dass Lösungen mehr Zeit bräuchten,
überzeugt hingegen nicht. Die Debatte um den Umgang mit
Wiederverheirateten läuft seit Jahrzehnten innerhalb der Kirche.
Genug Zeit, um Lösungen zu finden. Bisher ist alles beim Alten
geblieben. Auch Benedikt XVI. unternimmt nicht die geringste
Reformanstrengung.
Ewig ist das nicht durchzuhalten. Scheidungen führen längst nicht
mehr zur gesellschaftlichen Stigmatisierung wie einst. Deshalb droht
der Kirche ein großer Aufstand, falls sie kompromisslos bleibt. Den
rund 200 Unterzeichnern der Freiburger Erklärung gebührt Respekt.
Ihre Forderungen dokumentieren die wachsende Kluft zwischen Kirche
und Gesellschaft in einer wichtigen sozialmoralischen Frage. Es ist
problemlos beides möglich: den hohen Stellenwert der Ehe zu betonen,
und zugleich barmherzig jenen gegenüber zu sein, denen das Glück
einer funktionierenden Ehe leider nicht gegeben ist. Je schneller
sich die Kirche in dieser Debatte bewegt, desto besser für die
Menschen und sie selbst.
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