(ots) - Am letzten Tag des Rio+20 Gipfels herrscht
große Ernüchterung. "Den Staats- und Regierungschefs fehlte offenbar
der Wille, den sozialen und ökologischen Herausforderungen weltweit
zu begegnen und umzusteuern. Schon vor Beginn des Gipfels haben die
Staaten aufgegeben und sich auf eine Abschlusserklärung mit wenig
Substanz geeinigt. Das ist ein vorläufiger Tiefpunkt der weltweiten
Bemühungen um soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz", erklärte
MISEREOR-Bischof Werner Thissen.
Die Verhandlungen zum Rio+20 Gipfel hätten sich durch eine
Blockadehaltung der Staaten entlang längst überwunden geglaubter
Nord-Süd Linien ausgezeichnet. "In den Vorab-Verhandlungen wurde
monatelang über das Konzept der 'Green Economy' diskutiert.
Gleichzeitig wurde keine einzige Initiative im Bereich der sozialen
Nachhaltigkeit hervorgebracht. Im Abschlussdokument findet sich unter
dem Abschnitt "Armutsbekämpfung" nicht viel mehr als der Hinweis auf
anhaltendes Wachstum. Wie aber Wachstum besonders den Menschen, die
in Armut leben, dienen und zugleich auch die Grenzen des Planeten
respektieren kann, bleibt völlig offen", so Thissen. Nicht einmal die
vermeintlichen Erfolgsprojekte der Vorverhandlungen, wie der
Beschluss zu konkreten Maßnahmen zum Schutz von Ozeanen oder die
signifikante Reduzierung von Subventionen für Öl, Kohle oder Gas,
seien gerettet worden.
Potential sieht der MISEREOR-Bischof in dem Beschluss, in den
kommenden Jahren globale Nachhaltigkeitsziele (Sustainable
Development Goals) zu definieren, die für alle Staaten gelten sollen.
Thissen fordert konkrete Ziele für den Umbau von Produktions- und
Konsummustern und Obergrenzen für den Verbrauch schwindender
Ressourcen.
"Wir dürfen jetzt nicht in eine kollektive Schockstarre verfallen.
Wir müssen die wenigen positiven Impulse nutzen, um über Rio
hinauszudenken. Die Zivilgesellschaft, besonders auch die Kirche,
muss nun weltweit Druck auf die Regierungen ausüben und die
Verbindlichkeit einfordern, die in Rio gefehlt hat. Dass die
Abschlusserklärung von einem "zwischenstaatlichen" Prozess spricht
und damit die Zivilgesellschaft erst einmal außen vor lässt, macht es
uns nicht leichter", kritisierte Thissen. Gerade jetzt müssten
Regierungen, die mit gutem Beispiel voran gehen, die ärmsten Länder
und die zivilgesellschaftlichen Kräfte eng beieinander stehen und
sich gegenseitig unterstützen. "Von Deutschland erwarten wir diese
Vorreiterrolle", so Thissen.
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