Wenn âYes!â eben nicht âJaâ heiĂt
(firmenpresse) - Mit einem höflichen âYes, Sir!â nahm der indische Konstruktionsingenieur die ĂnderungswĂŒnsche seines Projektmanagers entgegen. Zwei Stunden lang hatten sie diese dringenden Aufgaben des deutschâasiatischen Entwicklungsprojekts besprochen. Drei Wochen spĂ€ter trat der Ingenieur dem deutschen Manager mit leeren HĂ€nden entgegen. Nichts war erledigt. Dem Projekt drohte Terminverzug. Manager und Mitarbeiter hatten aneinander vorbeigeredet. Das MissverstĂ€ndnis: Mit ihrem âYesâ meinen viele Asiaten nur âIch habe verstanden.â Wie in Indien ĂŒblich wartete der Konstrukteur nach dem Briefing auf die ausdrĂŒckliche Erlaubnis zu handeln. Der deutsche Projektmanager indes ging davon aus, der Arbeitsauftrag sei sonnenklar gewesen.
Deutschland ist Exportnation. Seine Projektmanager sind global im Einsatz. In weltumspannenden Projekten entwickeln sie neue Produkte, bauen Fabrikanlagen, liefern Maschinen oder erarbeiten Systeme fĂŒr Vertrieb und Logistik. In manchen Teams arbeiten Menschen aus zehn oder mehr LĂ€ndern zusammen. âDiese ohnehin schwierigen Projekte werden durch multikulturell aufgestellte Teams sehr komplexâ, weiĂ Wilhelm Mikulaschek, GeschĂ€ftsfĂŒhrer des auf Projektâ und Prozessmanagement spezialisierten Weiterbildungsanbieters âResultanceâ (Röthenbach bei NĂŒrnberg). So mĂŒssen Projektmanager nicht nur technische Meisterleistungen bieten, sondern auch verschiedene MentalitĂ€ten, GeschĂ€ftskulturen und Arbeitsgewohnheiten unter einen Hut bringen.
Dass interkulturelle Handicaps Projekte in Schieflage bringen können â daran besteht unter Fachleuten kein Zweifel. BerĂŒchtigt bei europĂ€ischen Managern ist beispielsweise die in Asien verbreitete Sorge vor Gesichtsverlust. Asiatische Mitarbeiter halten hĂ€ufig schlechte Projektnachrichten zurĂŒck, weil sie ihren Vorgesetzen nicht bloĂstellen wollen. âAber diese Informationen, so unerfreulich sie sind, brauche ich dringend fĂŒr die Projektsteuerungâ, klagt ein Manager.
Mit einigen Grundregeln lassen sich internationale Vorhaben ohne Weiteres in den Griff bekommen. Wie Profis bei solchen Projekten vorgehen:
Mitarbeiter richtig fĂŒhren: Manager vereinbaren mit deutschen Mitarbeitern Ziele, die diese selbstĂ€ndig erfĂŒllen. So effizient diese FĂŒhrungstechnik ist, so wenig funktioniert sie im Rest der Welt. In Indien beispielsweise erwarten Mitarbeiter, dass Manager autoritĂ€r auftreten, ihnen von sich aus detailliert Anweisungen geben und Zwischenergebnisse streng kontrollieren. âIn vielen LĂ€ndern wollen und mĂŒssen Mitarbeiter deutlich enger als bei uns in Nordeuropa gefĂŒhrt werdenâ, erklĂ€rt Experte Professor Steffen RöĂler, Leiter des "NOVACESS â Institut fĂŒr angewandtes Prozessmanagement" (Stuttgart). Manager sollten deshalb bei der Vergabe von ArbeitsauftrĂ€gen immer wieder prĂŒfen, ob die Anweisung richtig angekommen ist. Also nachfragen, wie Mitarbeiter AuftrĂ€ge verstehen, welche Schritte sie als nĂ€chstes unternehmen werden und wie weit sie mit ihren Aufgaben bislang gekommen sind. âSchon in direkter europĂ€ischer Nachbarschaft spĂŒrt man Unterschiede bei der FĂŒhrungskulturâ, weiĂ Wilhelm Mikulaschek.
VerstĂ€ndigungsprobleme vermeiden: Im globalen Business gilt Englisch als âlingua francaâ. Doch Sprachkenntnisse schĂŒtzen nicht vor VerstĂ€ndigungsproblemen. Chinesen etwa sprechen kein deutliches ânein!â aus, wenn sie mit etwas nicht einverstanden sind. Sie verneinen indirekt; EuropĂ€er mĂŒssen auf der Hut sein und diese feinen Signale richtig deuten. Ăhnliche Schwierigkeiten tauchen bei der ManagementâFachsprache auf. Eigentlich selbstverstĂ€ndliche Begriffe wie Terminplan, Kostentransparenz, Arbeitsbericht oder Ănderungsmeldung werden in der Welt unterschiedlich aufgefasst. Auch BewertungsmaĂstĂ€be fĂŒr Statusberichte und RisikoeinschĂ€tzungen können international variieren. So bewerten USamerikanische Mitarbeiter Risiken hĂ€ufig gelassener als ihre
sicherheitsbedachten deutschen Kollegen; dies fĂŒhrt unweigerlich zu Unstimmigkeiten. âProjektmanager sollten deshalb auch bei SelbstverstĂ€ndlichkeiten darauf achten, dass alle wirklich das gleiche Bild vom Projekt habenâ, erklĂ€rt Wilhelm Mikulaschek.
Die Arbeitskultur des Gastlands kennenlernen: Deutsche Manager gelten als sachlich und forschâdirekt â was im Rest der Welt nicht immer Gegenliebe findet. âWe love German beer, but not the German wayâ, heiĂt es gelegentlich in den USA. Auch in Frankreich ecken Deutsche mit ihrer als unpersönlich empfundenen NĂŒchternheit an. Dort spielt das Kennenlernen von GeschĂ€ftspartnern, das gegenseitige âBeschnuppernâ eine wichtige Rolle. Bei GeschĂ€ftsessen geht es deshalb selten direkt ums GeschĂ€ft. ProjektâProfis empfehlen dringend, sich vor dem Auslandseinsatz mit MentalitĂ€t und Knigge des Gastlands bekannt zu machen. In speziellen interkulturellen Trainings werden zudem typische Situationen im GeschĂ€ftsleben eingeĂŒbt.
Das âProjektumfeldâ studieren: In einigen arabischen LĂ€ndern ist ein unterschriebener Vertrag erst dann gĂŒltig, wenn er von höchster Stelle gegengezeichnet wurde. Wollen Projektmanager nicht in juristische Fallen gehen, mĂŒssen sie solche ĂŒberraschenden âEigenartenâ kennen. Profis recherchieren deshalb ausgiebig zum Umfeld ihres Projekts. Sie klĂ€ren Fragen beispielsweise zu Steuergesetzen, Aufenthaltsgenehmigungen, Devisenbestimmungen, Betriebsgenehmigungen oder Sicherheitsgesetzen. Ihr Tipp: Kollegen, die bereits Erfahrungen in dem jeweiligen Land gesammelt haben, sind wertvolle Informationsquellen.
Vertrauen aufbauen: Viele internationale Projekte scheitern an der sogenannten âMisstrauensspiraleâ. VerstĂ€ndigungsprobleme schĂŒren Ressentiments (âDie Deutschen wollen uns mit ihrem Starrsinn schikanierenâ oder âDie Brasilianer kennen keine PĂŒnktlichkeitâ). Die Vorurteile verfestigen sich, Misstrauen entsteht. Am Ende wird das Team gespalten, die Zusammenarbeit erlahmt. Profis beugen frĂŒh solchen Schwierigkeiten vor. Sie bringen die FĂŒhrungskrĂ€fte ihres Projekts â etwa Teilprojektmanager oder Leiter von Arbeitsgruppen â zusammen. So können die aus aller Welt angereisten Mitarbeiter sich persönlich kennenlernen und Vertrauen aufbauen. DarĂŒber hinaus werden ausgewĂ€hlte Mitarbeiter zu âBotschafternâ ernannt. So kann ein Deutscher, der lange etwa in Brasilien gearbeitet hat, seiner deutschen Arbeitsgruppe die sĂŒdamerikanische MentalitĂ€t erklĂ€ren und um VerstĂ€ndnis werben.
Die Zusammenarbeit gemeinsam planen: International erfahrene Projektprofis verwenden viel Zeit darauf, mit ihrem Team Spielregeln fĂŒr die Zusammenarbeit aufzustellen. Gemeinsam besprechen sie, wie sie mit zentralen Situationen im Projekt umgehen wollen: wie beispielsweise ĂŒber Stand und Fortschritt der Arbeit berichtet oder mit Abweichungen umgegangen wird, wie Ergebnisse ĂŒbergeben, Informationen weitergeleitet, Entscheidungen getroffen oder Probleme gelöst werden. âBesonders in internationalen Teams, die sich nicht tĂ€glich persönlich besprechen können, mĂŒssen solche Kernprozesse sorgfĂ€ltig festgelegt und von allen verstanden werdenâ, erklĂ€rt Professor Steffen Rössler.
Ăber Resultance GmbH
Das Weiterbildungsunternehmen Resultance GmbH (Röthenbach bei NĂŒrnberg) ist spezialisiert auf praxisnahe Qualifizierungsangebote in Projektmanagement und Prozessmanagement, die optimal auf die BedĂŒrfnisse von Unternehmen zugeschnitten sind. Die LehrgĂ€nge und Kurse schlieĂen mit in der internationalen Wirtschaft anerkannten Zertifizierungen ab (IPMA, PRINCE2, NOVACESS). DarĂŒber hinaus fĂŒhrt Resultance in Kooperation mit der Hochschule Mittweida den berufsbegleitenden Masterstudiengang âProjektâ und Prozessmanagement (M.Sc.)â durch. Das 2004 gegrĂŒndete Weiterbildungsunternehmen unterrichtet bundesweit jĂ€hrlich rund 1.200 Teilnehmer. Die fĂŒr Resultance tĂ€tigen Trainer, Berater und Dozenten â vielfach langjĂ€hrige FĂŒhrungskrĂ€fte aus der Wirtschaft â leiten zudem internationale LehrgĂ€nge (u.a. England, USA, Finnland, China, Brasilien). Das Portfolio reicht von offenen Seminaren fĂŒr Einzelteilnehmer bis hin zur Komplettbetreuung bei Qualifizierungsprogrammen in Mittelstand und Konzernwirtschaft.
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