(ots) - Ich kann ja verstehen, dass Angela Merkel gerne am
Sonntag in Kiew auf der Tribüne sitzen würde. Sie hat bei den letzten
EM- und WM-Endrunden die interessante Erfahrung gemacht, dass sie bei
keinem anderen Ereignis mehr für ihre Außendarstellung tun kann. Da
wird sie nahezu zum Volks-Tribun. Nie wirkt sie volksnaher als da.
Ihr Jubel sieht echt aus und wirkt auf sympathische Weise zugleich
niedlich.
Aber die letzten Turniere fanden in Deutschland,
Schweiz/Österreich und Südafrika statt. Das sind Länder mit echter
Demokratie. Kiew ist die Hauptstadt eines Landes mit nicht mal
unechter Demokratie. Leider ist die "orangene Revolution", die das
Land an europäische Politik-Standards andocken wollte, kläglich
gescheitert. Stattdessen herrscht dort jetzt ein Herr Janukowitsch,
von dem nicht wenige Kenner sagen, er sei im Grunde derselbe
Kleinkriminelle, der er schon als junger Mann war. Wobei die
Behandlung seiner politischen Erzfeindin Timoschenko eher
schwerkriminell ist. In dieser Woche wurde ein neuer Prozess gegen
sie vertagt. Julia Timoschenkos deutsche Ärzte versichern, dass sie
nicht verhandlungsfähig ist. Das ficht Viktor Janukowitsch nicht an.
Ein ukrainischer Amtsarzt wird sie gewiss so untersuchen, dass sie
wieder im Gericht erscheinen kann. Und dann geht es - ein Klassiker -
um Veruntreuung von Geldern. Das Urteil steht noch aus - steht aber
längst fest. Da muss man kein Prophet sein. In Ländern wie der
Ukraine - oder auch dem großen Nachbarn Russland - wird die Justiz
notorisch gebeugt.
Nein, Angela Merkel hat in Kiew nichts zu suchen. Sie möge bitte
schön zu Hause bleiben.
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Oldenburgische Volkszeitung
Andreas Kathe
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